Rom - Die katholische Kirche in Polen möchte, dass sich die Regierung während des EU-Ratsvorsitzes in der zweiten Jahreshälfte unter anderem mit den Themen Religionsfreiheit und Schutz der Familie befasst. "Polen hat bestimmte Werte, die es verteidigen sollte", erklärte der Sekretär des Episkopats Stanislaw Budzik der Nachrichtenagentur PAP. Die rechtskonservative Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) unterstützt die Forderung.

Nach Ansicht der Bischöfe solle die Regierung die Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Welt thematisieren, so Budzik. Außerdem solle die "Pro-Familien-Politik" ein Schwerpunkt des Ratsvorsitzes werden. "Denn die Zukunft der Familie ist die Zukunft der ganzen Gesellschaft", so der Geistliche. Eine Förderung der Familien sei notwendig, "weil sich sonst die Demografie an unserer Wirtschaft rächt."

Die Bischöfe sprachen das Thema EU-Ratsvorsitz in der vergangenen Woche bereits in einer Sitzung der gemeinsamen Kommission von Kirche und Regierung an. In einer Erklärung der Bischofskonferenz heißt es, dabei sei unter anderem die Unterstützung von Familien mit niedrigem Einkommen besprochen worden.

"Mehrheit der Polen"

Die Regierung äußerte sich bisher nicht zu den Forderungen der Kirche. "Wir sind beunruhigt, dass die Regierung eine öffentliche Debatte darüber vermeidet", heißt es in der Erklärung der Oppositionspartei PiS. Die Partei des Ex-Premiers Jaroslaw Kaczynski unterstütze die Bischofskonferenz, so die Erklärung, "denn die Kirche drückt die Erwartungen einer überwältigenden Mehrheit der Polen aus". Von einem "Eingriff in die Unabhängigkeit des Staates" durch die Kirche sprach dagegen Pawel Borecki vom Lehrstuhl für Glaubensrecht der Universität Warschau. (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2011)