Am 20. April jährt sich die Explosion auf der Bohrplattform Deepwater Horizon. Unmengen an Rohöl haben sich über Monate in den Golf von Mexiko ergossen, weil der britische Konzern BP offenbar keinen Plan hatte, was im Fall einer Havarie zu tun ist. Der Ernstfall wurde nicht ernst genug genommen. BP selbst beziffert den Schaden auf mehr als 40 Milliarden Dollar. Wie viel davon am Konzern hängenbleibt, wird erst die Zukunft zeigen.

Jetzt steht Chevron am Pranger. Nicht in den USA und nicht wegen Aktivitäten, die der Vorstand in San Ramon, Kalifornien, angeordnet hat. Es geht um Ecuador und um Ereignisse, die in die Zeit zurückreichen, als Texaco dort noch nach Öl bohrte. Texaco, ein US-Multi, ist 2001 von Chevron geschluckt worden. Ein ecuadorianisches Gericht hat dem Unternehmen nun eine rekordverdächtige Strafe aufgebrummt. Bis zu 9,5 Milliarden Dollar soll Chevron zahlen, weil noch immer große Mengen Öl aus einer alten Lagerstätte sickern. Das waren wir nicht, argumentieren die Bestraften. Der früherer ecuadorianische Partner von Texaco habe später noch die Umwelt verschmutzt.

So leicht kann sich Chevron aber nicht aus der Verantwortung stehlen. Es ist wenig glaubwürdig, wenn Chevron beteuert, nichts gewusst zu haben. Schließlich gab es schon zur Zeit der Übernahme Proteste seitens der lokalen Bevölkerung. Zumindest moralisch ist das Unternehmen verantwortlich. Solche Verstöße dürfen nicht System haben. (Günther Strobl/DER STANDARD-Printausgabe, 16.2.2011)