Wien - Der heimische Handel blickt auf ein gutes Jahr 2010 zurück: "Wir haben 2010 erstmals seit dem Jahr 2006 wieder ein reales Umsatzplus erzielt", zog Handelsobmann Fritz Aichinger am Dienstag Bilanz. Die Erlöse stiegen um 1,2 Prozent, nominell betrug das Wachstum 2,7 Prozent. In Summe erwirtschaftete die Branche 50,1 Mrd. Euro netto.

Allerdings, schränkte Aichinger ein, "Umsatz ist nicht gleich Ertrag". Die Ertragssituation der Betriebe sei aufgrund des großen Wettbewerbs nicht zufriedenstellend. Die Umsatzrentabilität liege unter der marktorientierten Wirtschaft, sagte Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria. Weiterer Wermutstropfen: Bei mehr als einem Drittel der Einzelhandelsgeschäfte ist der Umsatz im vergangenen Jahr eingebrochen. Bei 9 Prozent blieb er immerhin stabil.

Für 2011 ist Aichinger optimistisch, vorausgesetzt, die Zinsen bleiben niedrig und der Arbeitsmarkt stabil. "Das Zinsniveau ist für uns sehr wichtig. Wenn sich das verändert, lassen die Investitionen nach", so der Handelsobmann. Die Entwicklung der Rohstoffpreise werde im Handel "langfristig Einfluss finden". Soll heißen, die Konsumenten müssen sich auf Preiserhöhungen einstellen. Der Chef des größten Handelskonzerns Rewe, Frank Hensel, sprach erst kürzlich davon, dass eine Reihe von Preiserhöhungen unumgänglich sein wird.

Alle Branchen profitierten

2010 haben fast alle Handelsbranchen vom Konjunkturaufschwung profitiert und ihre Umsätze gesteigert. Am meisten zugelegt hat der Schuhhandel. Ausgehend von einem schwachen Jahr 2009 kletterten die Umsätze der Schuhhändler inflationsbereinigt um fast 7 Prozent, nominell um 10 Prozent. Deutliche Umsatzzuwächse erzielten außerdem Elektrogeschäfte (+4,5 Prozent) und Bekleidungshändler (+3,2 Prozent). Der Lebensmitteleinzelhandel blieb mit einem realen Umsatzplus von 0,9 Prozent annähernd auf Vorjahresniveau.

Die größten Umsatzeinbußen erlitt der Papier- und Buchhandel (-3,5 Prozent). Zugleich war das auch die Branche, in der die durchschnittlichen Preiserhöhungen mit über 3 Prozent am höchsten ausfielen. In Summe zeigt sich aber, dass der Wettbewerb im Handel vor allem über den Preis ausgetragen wird: Die Preise stiegen im Schnitt um 1,5 Prozent und blieben damit unter der Inflationsrate von 1,9 Prozent.

Im europäischen Vergleich mischt Österreichs Einzelhandel ganz vorne mit. Nach Frankreich und Schweden wurde hierzulande das höchste Umsatzplus erzielt. (APA)