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Christine Marek will Bücher verschenken und zum Lesen animieren.

Foto: dapd/Hans Punz

Wien - Pünktlich zum Start des neuen Semesters betritt Wiens ÖVP-Klubobfrau Christine Marek am Montag die Bildungsbühne. "Bildungspolitische Brennpunkte und ein neues Leseprojekt für Wien" sind Inhalt der Zusammenkunft.

Projekt "Lesestart"

Österreich habe ein "gravierendes Leseproblem" was nicht zuletzt an der fehlenden Unterstützung für die Eltern liegen soll, ihren Kindern „Lesekompetenz und damit auch Freude daran" zu vermitteln, so Marek.

Schon im Wahlkampf vor den Gemeinderatswahlen im Herbst 2010 erklärte Marek, sich im Bereich Bildung engagieren zu wollen. Heute präsentiert sie ihr "Projekt Lesestart" und nahm sich dafür ähnliche Modelle aus Deutschland und Großbritannien zum Vorbild. In drei Phasen sollen Kinder und Eltern mit Büchern beschenkt und so für die Wichtigkeit des Lesens und jener von Büchern sensibilisiert werden:

Phase eins oder Lesestart 1 richte sich an einjährige Kinder und ihre Eltern, die so zum Vorlesen animiert werden sollen. Das Paket soll von den behandelnden Kinderärzten kostenlos übergeben werden und enthält ein Kinderbuch und Broschüren mit Lesetipps für Eltern in mehreren Sprachen.

Lesestart 2 soll wieder in Form eines Pakets erscheinen, das in örtlichen Bibliotheken erhältlich und für Kinder im Alter von drei Jahren bestimmt sei.

Die Übergabe des Lesestart 3-Sets erfolge mit dem Eintritt in die Schule und soll die Kinder vor allem zum Selber-Lesen motivieren.

"Kindergarten - Bildungsgarten"

Marek bekennt sich zum Thema Bildungsreform grundsätzlich weiterhin zu den Eckpunkten der Bundes-ÖVP. Diese seien ungebrochen "die Lang-Form des Gymnasiums beziehungsweise ein Modell der erweiterten Mittelschule".
In einer bundesweiten Anpassung der Rahmenbedingungen für Kindergärten sieht Marek einen "elementaren Schritt" in Richtung gesteigerter Qualitätsstandards. Diese betreffen vor allem Gruppengrößen und eine bessere pädagogische Ausbildung für BetreuerInnen. Außerdem ginge es um die Definition von einheitlichen Kompetenzen und Zielen, denn "es darf keine Unterschiede geben, vom Bodensee bis zum Neusiedlersee", so Marek.

"Eltern sind keine Bittsteller"

Unabhängig von der sozialen Herkunft müsse es für jedes Kind ab fünf einen kostenlosen Kindergartenplatz geben. Ein Vorschlag, den Marek bereits in ihrer Amtszeit als Staatssekretärin unterstützte und wofür "sie sich auch weiterhin einsetzten wird". Dabei müsse vor allem darauf geachtet werden "die Verantwortung nicht auf private Einrichtungen abzuwälzen", welche derzeit 80 Prozent aller Kindergartenplätze stellen.

In Wien besuchen laut Marek im bundesweiten Vergleich überproportional viele Kinder den Kindergarten nicht. Deshalb benötige es auch "ein nachhaltiges Konzept", wodurch die Eltern nicht in die Position der "Bittsteller" gebracht würden, denn sie haben Anspruch auf Kindergartenplätze für ihre Kinder. Eine Tatsache, die die rot-grüne Stadtregierung nicht so sehe, sagt Marek.

"Chancengleichheit sieht anders aus"

Reformbedarf herrsche auch in den Wiener Volksschulen, wo derzeit jedes zweite Kind "ohne die nötigen Deutsch-Kenntnisse" in der ersten Klasse sitzt. Jene 8000 SchülerInnen werden als "außerordentliche Schüler geführt und bleiben so auf der Strecke". Verpflichtende Deutschkurse mit elf Stunden Deutsch- und zwei Stunden Muttersprachenunterricht pro Woche gäbe es zwar, diese liefen jedoch parallel zum regulären Unterricht, wodurch die SchülerInnen von Versäumnissen betroffen seien. "Chancengleichheit", so Marek "sieht anders aus. Sie sehe in entsprechenden Vorbereitungsklassen, die ein Jahr dauern sollen und gegebenenfalls den Eintritt in die Volksschule um ein Jahr nach hinten verschieben, eine mögliche Lösung.

"Bildungs-Hotspot"

Hier ist von Ganztagsschulen die Rede. ÖVP-konform steht Marek auch diesbezüglich hinter den Vorschlägen ihrer Partei: Ein flächendeckendes Angebot ganztägiger Schulformen. Denn "zwei Schulen pro Bezirk, wie es Rot-Grün vorsieht, werden nicht genügen". (Stefanie Leodolter, derStandard.at, 14.2.2011)