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Nokia-CEO Stephen Elop ist von seiner Strategie überzeugt - die IT-Branche noch nicht so ganz.

Foto: ALBERTO ESTEVEZ / EPA

Seit der Ankündigung von Nokia künftig Microsofts Smartphone-Plattform Windows Phone 7 in den Fokus der eigenen Bemühungen zu stellen, gehen die Wogen im Internet hoch. Und auch wenn es keineswegs nur negative Einschätzung des Strategiewandels gibt, so scheinen diese derzeit doch zu dominieren. So prognostiziert etwa Computerworld-Autor Mike Elgan in einem Kommentar unverblümt: "Nokia wird scheitern".

Unverständnis

Dies aus einem simplen Grund: Nokia habe bis heute nicht einmal verstanden, was eigentlich das Problem mit der eigenen Produktlinie ist. Entgegen dem, was offenbar Neo-Boss Elop glaube, sei eben nicht Symbian das Problem, und schon gar nicht Windows Phone 7 die Lösung.

Beispielhaft

Um zu sehen, woran es bei Nokia krankt, reiche schon ein Blick auf die Webpage des Unternehmens, zeigt sich Elgan überzeugt. Dort ein passendes Mobiltelefon auszuwählen, sei eine wahre Qual, die Unzahl an verfügbaren Geräten mit kryptischen und nichtssagenden Gerätenummern, würde die potentiellen KonsumentInnen dazu zwingen, endlos Spezifikationen zu lesen, um überhaupt mal herauszufinden, welches davon für sie in Frage komme.

Nokia leide insofern unter einer "Auswahl-Lähmung", was auch der Vergleich mit dem Webauftritt von Apple verdeutliche: Dort gebe es gerade mal ein Gerät zu erwerben - das aktuell beste Smartphone des Unternehmens. Insofern können man gar nicht das falsche Gerät kaufen oder im falschen Land leben, wie es bei Nokia oft der Fall sei.

Japanisches Versagen

Wie ahnungslos Nokia agiere, sucht der Autor denn auch noch mit einem zweiten Beispiel zu illustrieren: Den Versuch in den japanischen Markt - und damit immerhin den viertgrößten der Welt vorzudringen, brach der Hersteller bereits 2008 bei einem Marktanteil von unter 2 Prozent ab. Als Begründung für das eigene Scheitern zeigte man sich davon überzeugt, dass JapanerInnen keine nicht-japanischen Mobiltelefone kaufen wollen. Nur eineinhalb Jahre später hatte Apple das Land im Sturm erobert und einen Marktanteil von 72 Prozent erobert.

Das Unternehmen sollte sich insofern einen Rat zu Herzen nehmen, den Apple-Boss Steve Jobs einst Mark Parker, CEO bei Nike, gegeben hat: "Werdet den ganzen Müll los und konzentriert euch auf die wirklich guten Produkte". Derzeit versage Nokia in seiner Beliebigkeit sowohl bei Design als auch bei Branding oder der einfachen Nutzung - und nichts davon werde ein Umstieg auf Windows Phone 7 lösen.

Strategie-Wahl

Derzeit gebe es laut Elgan eigentlich nur zwei Siegstrategien im Smartphone-Bereich, jene von Apple und Google. Während das iPhone aus seinem abgeschlossenen System mit einer perfekten Integration von Hard- und Software punkte, ist Googles Erfolgsrezept die große Offenheit und die extreme Flexibilität von Android. Nokia habe sich für keinen der beiden Ansätze entschieden - und so einmal mehr die Strategie der Loser übernommen.

Aber wenn man sich schon für die falsche Plattform entschieden habe - Elgan hätte Android alleine schon wegen des umfangreichen App-Portfolios den Vorrang gegeben - sollte man wenigstens das beste daraus machen. Das würde dann heißen: Reduktion auf zwei neue Smartphones mit Windows Phone 7, klares Marketing und Design, Abgang von jeglichen Symbian und MeeGo-Geräten. Freilich sei er sich bewusst, dass man bei Nokia eine solche Strategie verlachen würde - und genau deshalb werde man auch scheitern, zeigt sich der Kommentator abschließend pessimistisch. (red, derStandard.at, 14.02.11)

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