Nach dem Umsturz in Ägypten hüllte sich das offizielle Israel gut 40 Stunden lang in Schweigen. Premier Benjamin Netanjahus Kommentar vor der regulären Kabinettssitzung am Sonntag fiel dann lakonisch aus und kehrte einen für Israel positiven Aspekt hervor: "Die israelische Regierung begrüßt die Erklärung der ägyptischen Armee, dass Ägypten den Friedensvertrag mit Israel weiterhin respektieren wird." Ägypten habe diesen Vertrag "über viele Jahre gepflegt und gefördert", und er sei "der Grundstein für den Frieden und die Stabilität (...) im ganzen Nahen Osten."

Sorge bereitete den Israelis aber die Sicherheitslage auf der Sinai-Halbinsel. In der Wüste, die an Israel grenzt, soll die ägyptische Polizei nach bewaffneten Angriffen von Beduinen, die oft mit Terrorgruppen kollaborieren, viele Posten aufgegeben haben. Schon zu Beginn der Unruhen hatte Israel die Stationierung von 800 zusätzlichen ägyptischen Soldaten im Sinai genehmigt, wo die Truppenverteilung durch den Friedensvertrag geregelt ist.

Palästinenser planen Wahlen

Infolge der regionalen Erschütterungen ist auch bei den Palästinensern die Lage noch verworrener als zuvor. Im Gazastreifen begrüßte die islamistische Hamas Mubaraks Sturz mit Freudenschüssen und machte sich Hoffnungen, dass nun die Blockade auf der ägyptischen Seite gelockert würde. Auch in Israel gab es spontane Freudenkundgebungen hunderter arabischer Bürger. Die palästinensische Führung in Ramallah wiederum, für die Mubarak eine Art Schirmherr war, kündigte plötzlich Präsidenten- und Parlamentswahlen bis spätestens September an. Wahlen in der Palästinenser-Autonomie sind überfällig. Die Islamisten winkten aber prompt ab: "Die Hamas wird diese Wahlen in keiner Weise anerkennen und nicht an ihnen teilnehmen", sagte Hamas-Sprecher Fausi Barhum. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, STANDARD-Printausgabe, 14.02.2011)