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Die zwei Überflieger in Vikersund: Gregor Schlierenzauer (L) und Johan Remen Evensen.

Foto: EPA/Terje Bendiksby

Vikersund - 13. Saisonsieg für Österreich vom vierten Athleten aus dem ÖSV-"Wunderteam": Nach Thomas Morgenstern (7 Siege), Andreas Kofler (3) und Martin Koch (2) hat am Samstag auch Rekordmann Gregor Schlierenzauer seinen ersten Einzel-Siegerscheck in der WM-Saison eingeflogen. Der 21-jährige Tiroler markierte zunächst im ersten Durchgang mit 243,5 Metern eine neue österreichische Bestweite, die nur drei Meter unter dem neuen Weltrekord liegt, und durfte am Ende mit dem punktegleichen Norweger Johan Remen Evensen gemeinsam jubeln.

Für Schlierenzauer war es sein insgesamt 33. Weltcupsieg, damit zog er mit dem Ostdeutschen Jens Weißflog gleich, für Weltrekordler Evensen sein erster - und wohl auch verdienter Lohn für die neue Weltbestmarke. Der nach dem ersten Durchgang führende Tiroler war mit nur 2,9 Punkten oder knapp zweieinhalb Metern Vorsprung in das Finale der Top 30 gegangen. Nach einem 234,5-m-Flug des zweitplatzierten Evensen landete Schlierenzauer zwei Meter früher. Als man schon mit einem Sieg Evensens rechnete, blinkte der "Einser" neben Schlierenzauer und Evensen auf. Exakt 498,6 Punkte erreichten die beiden Tagessieger, die jeweils 9.000 Schweizer Franken (6.837 Euro) kassierten. Es war in der Weltcup-Geschichte der insgesamt achte Ex-Aequo-Sieg.

Ein schwieriges Jahr

"Man darf sich nie sicher sein. Es hat zunächst die Freude überwogen, dass ich wieder einen richtig tollen Flug zusammengebracht habe. Es war nicht einfach, als Letzter ganz oben zu stehen. Es war heuer ein schwieriges Jahr für mich", meinte Schlierenzauer, der sich bei seinem Stützpunkt-Trainer Markus Maurberger bedankte. Der Hauptgrund für seinen neuen Höhenflug ist in seinem Inneren zu suchen. "Das Gefühl ist wieder sehr stark da, das ist das Wichtigste. Es ist eine sehr große Herzsache", freute sich Österreichs an Einzelsiegen im Weltcup erfolgreichster Springer.

Natürlich zählt Schlierenzauer auch am Sonntag im zweiten Bewerb, dem letzten vor der WM in Oslo, wieder zum engsten Favoritenkreis. Den weiteren Österreichern lief es an diesem Tag nicht ganz so gut wie von ihnen erhofft. Martin Koch landete nach 216 und 181,5 Metern auf dem siebenten Rang, Thomas Morgenstern nach 202 und nur 174,5 m an zwölfter Stelle. Für Morgenstern wurde damit die Entscheidung im Gesamt-Weltcup vertagt, sein Konkurrent Simon Ammann wurde am Samstag Dritter und machte etwas Boden auf den Kärntner gut.

Morgenstern hat es am Sonntag aber trotzdem in der Hand, sich seine zweite große Kristallkugel vorzeitig zu sichern. Er hat 392 Punkte Vorsprung auf Ammann, am Sonntag steht der viertletzte Einzelbewerb der Saison auf dem Programm.

Kritik von Pointner

"Nach der Verletzung und dem Tief unter Anführungszeichen, das ich eher als Entwicklungsphase bezeichnen würde, ist es natürlich umso schöner, wenn man es wieder schafft", freute sich Cheftrainer Alexander Pointner über den Sieg Schlierenzauers. "Es war ein hochkarätiges Springen, man hat sich nichts erlauben dürfen - eine Superleistung vom Gregor." Die natürlich eineinhalb Wochen vor Beginn der WM in Oslo gerade rechtzeitig kommt.

Kritik äußerte Pointner, wie zuvor auch schon Schlierenzauer nach dem ersten Durchgang, in Richtung Jury wegen der Wahl der Anlauflängen. Schlierenzauer war schon im Probedurchgang von Luke 1 237,0 Meter weit geflogen. Obwohl die Windbedingungen sehr ausgeglichen waren, begann der Bewerb in Luke 6. "Da fühlt man sich veräppelt. Gestern hat man sogar eine Luke 0 noch dazugebaut", berichtete der ÖSV-Coach. Auch beim Skifahren habe eine Startnummer 50 normalerweise einige Sekunden Rückstand auf die Besten, mit dem derzeit praktizierten System sehe man den Unterschied nicht mehr. "Eigentlich sollte man nur im Notfall verkürzen. Mit jeder Verkürzung beeinflusst man ganz klar das Geschehen." (APA)