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Übersetzung der Mubarak-Rede: Gestammel über zehn Minuten

Foto: AP/Egypt TV

Ernst Jandl hätte sich gefreut wie ein kleines Kind, hätte er am Donnerstagabend die ORF-Übertragung der Rede Hosni Mubaraks sehen können. Der Übersetzer unterzog die vermeintliche Rücktrittsrede einer umfassenden Sprachdekonsruktion. Pure Konkrete Poesie.

Und dramaturgisch perfekt. Die mit "Warten auf Mubarak-Rede" getitelte Sendung entfaltete sich langsam im Hin und Her des ORF-Personals von Ägypten-Veteranin Nadja Bernhard bis Ingrid Thurnher samt Rundem Tisch. Dann, endlich, Mubarak: Er sprach arabisch.

Man ließ die Sprache wirken, bevor der Dolmetscher mit der Fundamentalkritik an Stil und Inhalt jeglicher Politrede einsetzte: "Ich will an die Leute und die Jugend ... ich versichere, dass die Leute ... ich werde alles, was im Gesetz steht ..." - Gestammel über zehn Minuten. Die begnadete Persiflage enttarnte Inhaltslosigkeit, indem sie lediglich Phrasen und Überleitungen übersetzte. Dann, als man noch fassungslos ob des satirischen Muts auf den Schirm starrte: Werbung.

Der ORF rechtfertigte sich: Der Übersetzer hätte schlecht verstanden, weil die Rede mit Protestgeräuschen unterlegt war. Die Werbepause war dem Zwang zur pünktlichen "ZiB 2" im umgebauten Studio geschuldet. Als Mubarak am Freitag tatsächlich abdankte, war das Pulver verschossen: Die "ZiB 1" wurde nicht einmal verlängert. Dafür wurde auf alle anderen Themen abseits Ägyptens verzichtet. (Alois Pumhösel/DER STANDARD, Printausgabe, 12.2.2011)