Washington - Für viele Sozialwissenschafter ist es eine ausgemachte Sache, dass wir Jahren im Informationszeitalter leben: Egal ob wirtschaftlicher Wohlstand, politische Macht oder kulturelle Produktion - alles hängt mehr denn je vom Rohstoff Information ab sowie den Technologien, um sie aufzubewahren, zu kommunizieren und weiterzuverarbeiten.

Doch wie viel Information ist eigentlich im Umlauf? Und wie viel kann heute gespeichert werden? Diesen Fragen sind der US-amerikanische Forscher Martin Hilbert und seine spanische Kollegin Priscilla López erstmals systematisch nachgegangen und warten nun im US-Wissenschaftsmagazin Science (10.2., online) mit erstaunlichen Datenmengen auf.

Vorab vielleicht noch eine Information zur Auffrischung: Die kleinste Informationseinheit ist ein Bit, und ein Megabyte sind acht Millionen Bits. Immerhin 295 Exabyte (das ist eine Zahl mit 20 Nullen) konnte die Menschheit laut dem Wissenschafterduo im Jahr 2007 auf Datenträgern aller Art speichern. Das ist die 315-fache Anzahl der Sandkörner auf Erden. Auf CD-Roms gebrannt würde der Stapel bis zum Mond und noch ein bisschen darüber hinaus reichen.

Wählt man indes einen anderen Vergleich, dann sieht die riesige Zahl schon nicht mehr ganz so beeindruckend aus: 295 Exabyte sind nämlich nicht einmal ein Prozent aller DNA-Moleküle, die in den knapp 100 Billionen Zellen unseres Körpers die Erbinformation speichern.

Hilbert und López fanden bei ihren Analysen, die von 1986 bis 2007 reichen, aber auch heraus, wann die digitalen Speichermedien die analogen überrundeten: Im Jahr 2002 wurden erstmals mehr Informationen auf Festplatten und anderen digitalen Medien aufbewahrt als auf analogen. Nur fünf Jahre später, also 2007, waren fast 94 Prozent unseres Informationsgedächtnisses digitalisiert.

Wie aber ist das nun mit der Informationslawine, die uns alle zu überrollen scheint? Da könnte schon etwas dran sein: Das Forscherduo fand nämlich heraus, dass bereits 2007 rund 1,9 Zettabytes an Information durch TV, Radio oder GPS ausgestrahlt wurden. Wenn jeder Bewohner der Erde täglich 174 Tageszeitungen lesen würde, käme man in etwa auf dieselbe Datenmenge.

Nicht zu vergessen: Die Kommunikation von Information mittels Telefonie, Skype und anderen Medien mit zwei Sendern und zwei Empfängern. Auf diese Weise wurden 2007 65 Exabytes übertragen. Das ist in etwa so viel, wie wenn jeder Erdenbürger täglich sechs Mal den Standard durch das Handy vorlesen würde. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. Februar 2011)