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Foto: APA/Pfarrhofer

Vorausgeschickt, die Systematik: Das von Teamchef Dietmar Constantini vor der vizeweltmeisterlichen Bildungsreise als favorisiert offenbarte 4-5-1 kam in Eindhoven in der Variante 4-2-3-1 daher. Als das Nichtgenügend schon feststand, wurde daraus am Ende ein 4-4-2 in Form eines 4-2-2-2.

Jürgen Macho: Genötigt, ruckfrei rasch in die Gänge zu kommen und gegen den von Wesley Sneijder freigepassen Klaas Jan Huntelaar auch wirklich ideal zur Stelle (10.). Bügelt damit die erste und - wie sich im Lauf des Abends zeigen sollte - beileibe nicht letzte Verwerfung in Österreichs Abwehrzentrale glatt. Bei Sneijders exquisitem Ballermann zum 1:0 in etwas zu weit vorgeschobener Stellung um noch aussichtsreich eingreifen zu können. Zu dünne Suppe für den Tatbestand des Fehlers. Nach dem Wechsel noch einmal mutiger Hecht in Huntelaars Hufe, Zögern bei einem niederländischen Corner und gleich zweimal chancenlos bei einem Elfmeter von Dirk Kuyt. 

Sebastian Prödl: Lochgott. Verlässt vor dem Gegentor mittels tapsigen Vorwärtsruckelns seine Position. Öffnet dergestalt dem herandrängenden Sneijder nach dessen komplettiertem Doppelpass mit Theo Janssen den Raum zur Vollendung genau dort, wo er, um sie ihm zu verwehren, Acht hätte haben müssen. Beim 2:0 verschollen. Zwischendurch einmal mehr fachliche Mängel. In modernen Mannschaften von gewisser Klasse sollte zumindest einer der zentralen Backs zu mehr befähigt sein, als der bloßen Reaktion. Der Bremer ist dieser nicht.

Emanuel Pogatetz: Als gedachter Stabilisator wieder an Bord, gerät dortselbst gehörig ins Schlingern. Beim Comeback  erweist sich die Abstimmung insbesonders mit dem allernächsten Nebenmann als eine Leerstelle. Die ist von Anfang an voll da und drängt die Protagonisten zu verbalem Abbau, der, gestenreich vollzogen, nie gelingt. Beim 0:2 ver(w)irrt. Ursprünglich durchaus noch auf Huntelaars Spur, lässt er diesen plötzlich Klaas sein und verlässt seinen Orbit entschlossen in den leeren Raum. Falsche Entscheidung. In modernen Mannschaften von gewisser Klasse sollte zumindest einer der zentralen Backs zu mehr befähigt sein, als der bloßen Reaktion. Der Hannoveraner ist dieser nicht.

Florian Klein: Allzuoft mangelt es an Umsicht und Flexibilität in Situationen, wo rasche Adaption gefragt wäre. Bei Rochaden der Niederländer ein besonders virulenter Mangel. In solchen Fällen dann nicht in der Position die gut täte. Sieht sich zu allem Überfluss mit Ibrahim Affelay einem der besten Oranjes gegenüber. In Zweikämpfen die fleischgewordene Naivität: zu ungestüm angreifend Opfer fast jeder Finte, dann wieder viel zu weit vom pirouettierenden Gegner weg. Beim 0:2 auch im Kopf zu langsam und vom gerade erst eingewechselten Eljero Elia ausgeferselt. Spätestens nach dem zum niederländischen Elfer führenden Hands musste man ihn bedauern. Rechts hinten? Sich ausdehnende Baustelle.

Chistian Fuchs: Macht anfangs gegen Dirk Kuyt keine schlechte Figur. Was sich allerdings mit zunehmender Spieldauer tendenziell ändern sollte. Unterhält von allen österreichischen Verteidigern die intimste Beziehung zum Ball, verfällt in dessen Nähe nicht in Panik. Kann oder darf offensiv aber kaum mehr Akzente setzen als Klein und leidet dabei auch an strukturellem Partnermangel, da der Autopilot von Arnautovic offenbar unabänderlich mittig gepolt ist. Offenbart in späterer Matchphase wie angedeutet ebenfalls mehr und mehr Unwohlsein mit dem konsequenten niederländischen Flügel(ver)halten. Findet sich dann (vielleicht auch im durchaus nachvollziehbaren Glauben, Löcher stopfen zu sollen)  zu weit mittig verzogen. Verbraucht viel Energie bei der Neuorientierung.

David Alaba: Der erste von nicht vielen österreichischen Schüssen kommt von ihm. Ein Fanal. Seine Aufgabe heißt Mark van Bommel. Geht dem Ex-Kollegen forsch an die Wäsche und lässt keinen Zweifel an seinen Absichten die da heißen: Behinderung beim Setzen des ersten Steins im niederländischen Spielaufbau. Lebendig. Traut sich etwas zu. Oft mit Fleißaufgaben belastet, wenn er auch noch Kuyt verfolgen muss, sobald Arnautovic psychisch überlastet ist. Sehr sehr viel unterwegs. Sichert bei Standards hinten ab. Übernimmt in der zweiten Halbzeit im Gefolge der Wechsel linksaußen von Arnautovic, was auf sein Engagement keine Auswirkungen hat. Es bleibt vorzüglich. Bester Mann.

Marco Arnautovic: Nach hoffnungsvoller Ouvertüre voller Überzeugtheit und inspiriertem Zusammenspiel mit Alaba übernimmt recht schnell doch die resignierte Körpersprache das Ruder. Ab dann permanent an der Grenze zum Lustverlust. Ausstrahlung: unmöglich. Schuss in der 43. Minute aus guter Position recht harmlos. Erste Offensivkoproduktion mit Hintermann Fuchs in der 56. Minute. Übernimmt danach von Junuzovic die rechte Seite - ist dort genau so schlecht drauf. Gefühlsmäßig. Momente in denen er sich dazu durchringt, seine Fähigkeiten konstruktiven Bahnen zuzuführen, ergeben sich viel zu selten. Es ist dies Missverhältnis, das verstimmt. Kühl am Punkt.

Franz Schiemer: Lässt Sneijder vor dessen Tor ohne ausreichende Gegenwehr passieren. Als Abwehrmann vor der Abwehr mit der Aufgabe die Mitte zu verbarrikadieren und Ballgewinn zu verbuchen. In der Realität eher ein Verlustgeschäft. Findet sich ganz am Ende der ersten Halbzeit mit der besten Chance für Österreich wieder: ein Kopfabtropfer von Maierhofer fällt ihm am Fünfmeterraum vor die Füße. Doch seine Torjägerqualitäten werden in diesem Augenblick von Verblüffung übermannt. Spielt diese sonst aber auch eher per Kopf aus. Endet statt dem armen Klein im Finish in der Viererkette.

Julian Baumgartlinger: Die ein oder andere gelungene Szene neben Schiemer, dessen Rolle und Schicksal er teilt. Beweist guten Touch unter Zeitdruck. Das macht sich gut in Zweikämpfen, in denen es für Sekundenbruchteile auch nach Erfolg aussieht. Am Ende aber nur selten vervollständigte Aktionen. Kann im Gegensatz zu den Oranje-Sechsern (Van Bommel in Abstimmung mit Janssen) ebenso kaum etwas zum Spielaufbau beitragen wie Schiemer. Erhöht das flexible niederländische Mittelfeld sein Kombinationstempo, kann auch er nicht genügend Widerstand entgegensetzen.

Zlatko Junuzovic: Wenig Wirbel rechterhand. Kommt mit seinem Antipoden Erik Pieters selten klar. Kann nicht an seine erhebenden Vorstellungen aus den letzten Partien anschließen. Auch von dieser Adresse keine Absender Richtung Maierhofer (oder an sonst jemanden). Keine klubkollegiale Harmonie mit Klein, sondern eher Ansteckung durch dessen Tiefausläufer. Also doch wieder eine Art Gleichklang. Sein erster Corner in der 41. Minute. Wird relativ folgerichtig für Hoffer weniger geopfert als erlöst.

Stefan Maierhofer: Erwischt gleich den ersten in seine Richtung segelnden hohen Ball - und danach keinen guten Tag. Ein erstes Schwälbchen bringt Stimmung in die Bude: das ansonsten bestens gelaunte Philips-Stadion ist erbost. Diesmal nicht das hin und wieder wieselnde Turbo-Shuttle der vergangenen Partien. Agiert stattdessen als orthodoxer Fixpunkt an vorderster Front und spielt seine seltenen Passes auf Verdacht. Als Fußballer wahrscheinlich - und in dieser Konstellation ganz sicher - zu eindimensional. Wenn doch Bewegung dann seitwärts: absammeln. Verführt den mitleidigen Referee mit einem zweiten Tauchgang zum Elferpräsent.

Yasin Pehlivan und Erwin Hoffer enterten ein sinkendes Schiff, das nach vielen Wechseln auf Seiten der Gastgeber selbst von Holland-B vor sich hergetrieben wurde. Von einer Beurteilung wird insofern abgesehen. Der Lauterer ließ immerhin einen guten Schuss vom Stapel und nötigte Tormann Maarten Stekelenburg tatsächlich zu einer Parade. (Michael Robausch aus Eindhoven)