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Hypo-Alpe-Adria-Chef Gottwald Kranebitter hat "null Toleranz" bei ethisch fragwürdigen Geschäften. Ob den gefeuerten Managern Anzeigen oder Klagen seitens der Bank drohen, wollte die Hypo nicht beantworten.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Die Ende 2009 notverstaatlichte Hypo Alpe Adria hat überraschend die komplette Führungsmannschaft ihrer Bank- und Leasing-Tochter in Slowenien ausgetauscht. Begründet wurde der Schritt mit "unsauberen Geschäften" . Die Hypo will einen Neuanfang in Slowenien - nicht zuletzt, weil Ex-Mitarbeiter, die inzwischen als Beschuldigte geführt werden, bestens über aktuelle Vorkommnisse in der Bank informiert sind.

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Wien/Klagenfurt - "Wir haben Nulltoleranz was unsaubere Geschäfte und nicht ethische Geschäfte anbelangt", so die offizielle Stellungnahme der Hypo Alpe Adria Bank zum Hinauswurf der gesamten Führungsebene in Slowenien. Sowohl in der Bank als auch in der Leasing-Tochter wurden die Vorstände gefeuert. In der Hypo Slowenien hat nun der Salzburger Alexander Picker das Sagen, bei der Leasing der Grazer Danijel Novak. Picker erhält den Slowenen Matej Falatov zur Seite gestellt. Die slowenische Tochter hat übrigens drei Mio. Euro an Staatshilfe von Slowenien bekommen.

Über die Hintergründe für den Vorstandswechsel kann nur spekuliert werden: Möglicherweise geht es auch um massive Malversationen bei der Errichtung des Businesscenters "Rotonda" in Laibach im Jahr 2009. Das genehmigte Projekt soll von der Hypo-Leasing an die slowenische Baufirma Vegrad sehr günstig verkauft worden sein.

Die Vegrad errichtete das Businesscenter und verkaufte dieses danach angeblich extrem überteuert an die Hypo Leasing zurück. Die Hypo Leasing (oder die Bank) hat der Vegrad den Ankauf und die Errichtung des Projektes finanziert und danach zu einem völlig überhöhten Preis wieder abgekauft. Dabei sollen erhebliche Wertsteigerungen lukriert worden sein und unter anderem Provisionen an die Ex-Hypo-Vorstände Wolfgang Kulterer, Günter Striedinger sowie einen weiterer Mitarbeiter der Bank, geflossen sein. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Vegrad war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.

Vergeblich gewarnt

Das Risk Management warnte zwar vor dem Geschäft, wurde aber offenbar umgangen, bzw. der negative Riskreport geschönt. Die zuständige Risk-Managerin, die das Projekt negativ beurteilt hatte, soll dabei massiv unter Druck gesetzt worden sein. Die durch den Deal entstandenen "Geldwertvorteile" sollen um die 30 Millionen Euro betragen haben. Die dubiosen Vorgänge rund um das Projekt "Rotonda" sind bereits Gegenstand einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, bestätigt deren Sprecher Helmut Jamnig.

Das Projekt "Rotonda" war übrigens nicht das einzige, das Vegrad gemeinsam mit der Hypo Alpe Adria errichtete. Die beim Bau der Hotelanlage "Adriatic Kempinski" in Istrien von Vegrad beauftragten kroatischen Subunternehmer beklagten, Vegrad sei ihnen Geld schuldig geblieben und erstatteten Anzeige. Vegrad war Miteigentümerin der Firma Skiper Rezidencija, die wiederum Investorin des "Kempinski"-Projekts war - da Skiper die Kreditraten nicht zahlt, versucht die Hypo nun die Anlage zu verkaufen. Die Hypo finanzierte das Projekt immerhin mit 242 Mio. Euro.

Der slowenische Privatier Miro Oblak behauptete in einem Interview im kroatischen Magazin Nacional, die Hypo Bank habe ihn aus dem Kempinski-Projekt gedrängt und Vegrad als Miteigentümer geholt. Kulterer wiederum beschuldigte Oblak, bei dem Projekt Geld abgezweigt zu haben.

Vegrad soll im Vorjahr in schwerste Turbulenzen geraten sein und bei der Hypo Alpe Adria rund 200 bis 300 Mio. Euro Verbindlichkeiten gehabt haben.

Vergangenheitsbewältigung

Unabhängig von der Entscheidung in Slowenien, überrascht der Schritt, sich von diversen Mitarbeitern zu trennen, Hypo-intern nicht. Damit werde ein klarer Schnitt zur Vergangenheit der Bank gezogen, heißt es. Das erscheint umso wichtiger, als sich aus diversen aktuellen Gerichtsakten und Abhörprotokollen ergibt, dass Ex-Mitarbeiter, die inzwischen als Beschuldigte geführt werden, bestens über aktuelle Vorkommnisse und Entscheidungen in der Hypo informiert sind.

Bei Einvernahmen von Verdächtigen aber auch von Zeugen aus der Bank, so heißt es, würden immer wieder Dokumente aus der Bank und bankinterne Korrespondenz zu Vorgängen nach der Notverstaatlichung Ende 2009 gefunden, die auf enge Kontakte zwischen Mitarbeitern und Beschuldigten und einem hohen Informationsgrad letzterer schließen ließen. Um- und Zustände, die übrigens auch aus der Hypo-Banktochter im liechtensteinischen Schaan (die dortige Alpe Adria Privatbank wird gerade liquidiert;) kolportiert werden - und die bisher keine Folgen zeitigten.

News zitierte indessen aus Abhörprotokollen in der Causa Hypo: Die Polizei hörte bei Gesprächen vom Ex-Vorstand der Hypo, Günter Striedinger, mit. Bei einem Telefonat mit dem Anwalt geht es um die kroatische Gesellschaft AB Maris, an der die Hypo früher Anteile gehalten hatte. Der Gesprächspartner habe am Telefon zu Striedinger gesagt: "Kohle da." Dessen Antwort: "Super, super, super." (stein, gra, cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.2.2011