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Mitglieder des Stiftungsrats

Grafik: APA

Karl Amon ist ORF-Chef. Sonst ist gerade keiner da: General Alexander Wrabetz auf Urlaub wie Finanzdirektor Richard Grasl, Onlinedirektor Thomas Prantner im Krankenstand. Und Programmdirektor Wolfgang Lorenz hat Wrabetz gerade mit einem Interview aufs Neue irritiert. Also muss Radiodirektor Amon den ORF führen, der als Wunschgeneral der SP-Spitze stets abgewunken hat.

"Schwung in die Debatte"

"Kommende Woche könnte Schwung in die Debatte kommen", wer ab 2012 den ORF leitet, meint ein Stratege der VP. Sie schließt schon lange aus, Wrabetz am 9. August zu wählen. Von 35 Stiftungsräten zählen zwölf zur ÖVP, 15 zur SPÖ. Daher dürfte VP-Hoffnung Grasl noch abwarten.

Bisher versuchten die Bürgerlichen, die SPÖ mit Gerhard Zeiler zu ärgern. Den Sozialdemokraten, früher ORF-Chef und erfolgreicher Boss der RTL Group, könnten Rote schwer ablehnen. Zeiler schwieg bisher, als schwarzer Kampfkandidat selbst gegen die heutige SP ist er kaum vorstellbar.

Provokationspotenzial Wolf

Provokationspotenzial hätte ein Unabhängiger wie Anchorman Armin Wolf, von Wrabetz in die TV-Chefredaktion und, unbestätigt, unbefristet in die höchste reguläre ORF-Gehaltsstufe geholt. Wolf, derzeit nicht auf dem Küniglberg, antwortete zunächst nicht auf STANDARD-Anfrage.

Länger schon kursiert als möglicher bürgerlicher Kandidat Thomas Prantner. Aus der Onlinedirektion kommen auffällig viele Erfolgsmeldungen: Zuletzt etwa nach Rückgängen 2010 wieder 13 Prozent gestiegene Teletext-Reichweiten. Tritt er an und unterliegt, hat er seinen alten ORF-Vertrag höchster Dienstklasse.

Prantner pflegt Kontakte in freiheitliche Lager - deren Stiftungsräte auch die SP gegen die VP brauchen kann. Für den roten Kandidaten müsste sich aber eine Mehrheit mit Unabhängigen und blockfreien Betriebsräten ausgehen. Bei Stimmengleichstand (durch Enthaltungen) entscheidet die rote Stiftungsratschefin.

"Interventionitis"

Die VP dürfte sich "stärker mit Wrabetz beschäftigen", erwartet der VP-Mann. Parteimanager Fritz Kaltenegger ortet schon rote "Interventionitis" , weil Dienstag ein ZiB-Beitrag zur neuen Mittelschule ausfiel. ORF-interne Erklärung: Die rote Schulministerin wollte Kritik an Niederösterreich nicht vor der Kamera wiederholen.

Die SPÖ nennt Wrabetz bisher als ihren Generalskandidaten. Der VP-Mann wirft Köder aus: Ein für Rot und Schwarz wählbarer Kandidat wäre "sinnvoll", aber: "Wrabetz ist das nicht." Nachsatz: "Schauen wir, ob Wrabetz antritt."

Rat und Tat

Erst braucht die ÖVP einen Stiftungsrat: Georg Lienbacher verabschiedete sich im Dezember von den ORF-Räten, weil er Verfassungsrichter wurde. Bis zum Stiftungsrat Anfang März wird es eng für eine Bestellung im Ministerrat.

Für das Mandat kursierten schonWolfgang Buchner, von Wrabetz hinausgeworfener ORF-Verwaltungschef, und Andreas Unterberger, Exchefredakteur der Wiener Zeitung. Unterberger hat davon "noch nichts gehört", Buchner sagte in den vergangenen Wochen, er wurde noch nicht gefragt.

Schon am 22. Februar wählt die ORF-Generaldirektion - ihren Betriebsrat. Rund 150 Wahlberechtigte bestimmen insgesamt fünf Betriebsräte. Drei Listen, gleich zwei bürgerliche, treten an.

  • Monika Wittmann führt die Liste "Gemeinsam stark!" an
  • Carina Kratzik steht auf Platz 1 der Liste "Unabhängiger ORF" - Kratzik arbeitete übrigens einmal im Büro Wolfgang Buchners
  • Listenführer Norbert Welzl ("Aufbruch"), wiewohl in Heinz Fiedlers Sicherheitsabteilung, dürfte eher den Sozialdemokraten zuzuordnen sein. Diese Einschätzung begrübeln wir aber bei etwas näherer Betrachtung noch für das Vorstandsmitglied des Österreichischen Journalistenclubs. Er selbst bezeichnet seine Liste als "bunt".

Heinz Fiedler, der schwarze Langzeitbetriebsrat in der Generaldirektion, wünschte sich Monika Wittmann als Nachfolgerin. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 10.2.2011)