Anreise: Flug von Wien nach Zürich mit Swiss. Alternativ dazu reist man von Wien Westbahnhof mit dem EuroNight oder untertags mit dem Railjet der ÖBB nach Zürich. Mit Intercity, Regionalbahn und Bus geht es bis ins Lötschental.

Das Swiss Travel System bietet mehrere Fahrausweise für Bahn, Bus und Schiff, entweder für ein paar Tage oder einen Monat. Der Swiss Pass bietet beispielsweise während 4, 8, 15 oder 22 aufeinander folgenden Tagen freie Fahrt auf dem Streckennetz der Schweiz.

www.swisstravelsystem.ch

www.MySwitzerland.com

 

lötschental.ch

Beeindruckend schnell und geschickt bearbeitet Heinrich Rieder mit Hammer und Schnitzeisen das kleine Stück Arvenholz, und schon bald werden die markanten Gesichtszüge einer typischen Lötschentaler Holzmaske erkennbar. Der junge Maskenschnitzer aus dem kleinen Dorf Wiler im Lötschental im Schweizer Wallis gibt den interessierten Zusehern in seinem Maskenkeller eine kurze Einführung in dieses traditionelle Kunsthandwerk.

"Diese kleinen Masken sind Souvenirs für die Touristen, ich verkaufe sie je nach Größe für 10 bis 20 Franken, die großen Holzmasken schnitze ich allerdings nur für unsere Tschäggättä-Umzüge. Manchmal fertige ich von einem dieser Stücke auf Wunsch ein Duplikat nach. Der Preis beginnt bei 1200 Franken, verhandelt wird darüber aber nicht", erzählt er mit grimmigem Blick.

Grimmige und furchterregende Gestalten sind auch diese maskierten Tschäggättä, die während der Fasnachtstage das Dorfbild im Lötschental beleben. Sie tragen alte umgestülpte Kleider, das Futter nach außen gekehrt. Über Brust und Rücken werfen sie sich Schaf- oder Ziegenfelle, in der Mitte mit einem dicken Ledergürtel zusammengebunden, an dem auch noch eine riesige Kuhglocke hängt - zwecks beeindruckender Lärmerregung. Um mächtiger und wilder auszusehen, tragen sie über den Schultern einen mit Stroh gefüllten Sack, die Beine und Füße stecken in alten Kartoffelsäcken, auch um zu verhindern, dass die Maskenträger an ihren Schuhen erkannt werden könnten.

Das Herzstück der Tschäggättä ist aber die übergroße, fratzenhafte, oft grell bemalte Larve aus Arvenholz, hinten ebenfalls mit einem Fell bedeckt. Ein mächtiger Stock komplettiert das Kostüm, und damit jagen die wilden Gestalten dann jeden Abend zwischen Mariä Lichtmess und dem Dienstag vor Aschermittwoch durch die Gassen der kleinen Dörfer Ferden, Kippel, Wiler und Blatten, also durch das ganze Lötschental und jagen jedem, der sich zu dieser Zeit noch auf den Straßen befindet, einen gehörigen Schrecken ein.

Der heidnische Brauch ist uralt, über den Ursprung der Lötschentaler Holzmasken kursieren mehrere Legenden und Theorien. Entstanden ist das Tschäggättä vermutlich vor wenigen Jahrhunderten, als Mischung von Sagen, Brauchtum sowie christlichem Glauben und auch wegen der winterlichen Abgeschiedenheit des urigen Tales im Schweizer Wallis bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Später entdeckten Forscher diese urtümlichen Kunstwerke, und es kam erstmals eine Vielzahl an Masken in die Museen der Schweiz und des Auslands. Heute ist das Fasnachtstreiben im ganzen Tal sehr lebendig und am besten am "fetten Donnerstag" vor Faschingsdienstag beim traditionellen Tschäggättä-Umzug oder zwei Tage später am Fasnachtssamstag im Zuge des Lötschentaler Fasnachtsumzugs zu bewundern.

Die Anreise ins Lötschental ruft im gelernten Autofahrer auch einiges an Bewunderung hervor. In der Schweiz ist wirklich jeder auch noch so abgeschiedene Ort bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Bahn, Bus oder manchmal auch Schiff bringen die Reisenden ohne lange Wartezeiten an ihre Urlaubsdestination. Das Ticket bietet in diesem Fall das Swiss Travel System in Form verschiedenster Fahrausweise. Diese gelten dann auf allen Strecken, bieten bei Bergbahnen 50 Prozent Ermäßigung und freien Eintritt in alle Museen und Ausstellungen der Schweiz.

Vom Züricher Flughafen geht es in knapp zwei Stunden mit dem Intercity über die Hauptstadt Bern bis Spiez am Thuner See. Beeindruckend dabei der freie Blick zum gar nicht so fernen, mächtig in den Himmel ragenden Eiger und seiner Nordwand, der höchsten Felswand der Alpen. Dahinter eingebettet zwischen Berner Alpen und Walliser Alpen liegt das Lötschental.

Der Regio-Express fährt 42 Minuten von Spiez bis Goppenstein, und dann sind es nur mehr gut 20 Minuten mit dem Postbus bis Blatten, dem hintersten Dorf in dieser ursprünglichen Walliser Gegend. 30 Kilometer ist das Tal lang, in seiner Mitte rauscht der Fluss Lonza, und bis zur Eröffnung des Lötschbergtunnels war es relativ schwer erreichbar. Die Orte Ferden, Kippel, Wiler und Blatten sind schon relativ lange als Sommerferienorte bekannt und bilden die Zentren des touristischen Geschehens im Lötschental, mittlerweile auch im Winter.

Hexenabfahrt

Neben dem Spaß, sich von den Tschäggättä jagen zu lassen, kann der Urlauber nämlich hier noch einige andere Dinge erleben. Zum Beispiel Skifahren auf der Lauchernalp, dem Skiberg im Lötschental. 33 Kilometer Pisten gibt es hier bis auf eine Seehöhe von mehr als 3100 Metern und von Wiler bequem mit der "Luftseilbahn" erreichbar.

Daneben kann auf der Lauchernalp gewandert werden, und das auch mit Schneeschuhen - und im Lötschental gibt es ein großes Angebot an Langlaufloipen entlang der Dörfer bis zum hintersten Punkt des Tales, der Fafleralp. Ein besonderes Vergnügen ist die Fahrt mit der Rodel von der Lauchernalp bis nach Wiler, vor allem kurz, bevor es dunkel wird. Dann leuchtet das Bietschhorn, ein Fast-4000er und Wahrzeichen des Lötschentals in der roten Abendsonne.

Einen sehr berühmten Berg gibt es übrigens auch ganz in der Nähe während der Belalp-Hexenabfahrt zu bewundern. Ambitionierte Rennfahrer und bis zu tausend als Hexen verkleidete Skifahrer nehmen Mitte Jänner an dieser größten und verrücktesten Volksabfahrt der Schweiz teil. Und alle sehen hinüber zum Wahrzeichen des Landes, zum beeindruckend schönen Matterhorn. Die Hexen sind auch kunstvoll verkleidet und oft wild anzusehen. Mit den Masken aus dem Lötschental können sie es aber nicht aufnehmen.

Am Ende der Vorführung zeigt Heinrich Rieder in den Kellerräumen seinen Gästen die riesige Sammlung an kunstvollen Tschäggättä-Larven. "Die meisten hat meine Mutter Agnes Rieder angefertigt. Sie war die erste Frau bei den Maskenschnitzern im Lötschental und ist über die Schweiz hinaus bekannt", erzählt er und nimmt ein besonders kunstvoll geschnitztes Stück in die Hand. Einem Zuseher wird zur Demonstration ein komplettes Kostüm inklusive fratzenhafter Maske angelegt. Und auf einmal wird aus dem harmlosen Lötschental-Touristen eine beeindruckend furchterregend aussehende Tschäggätta. (Martin Grabner/DER STANDARD/Printausgabe/05.02.2011)