Rom - Nach dem Tod der vier Roma-Kinder in einem Lager nahe Rom hat Staatspräsident Giorgio Napolitano die Eltern der Opfer empfangen. Es war das erste Treffen eines italienischen Spitzenpolitikers mit einer Roma-Familie. Er forderte "stabile und würdige Wohnverhältnisse" für die Mitglieder der Volksgruppe.

Der Druck auf Roms Bürgermeister Gianni Alemanno wächst. Er hatte die Räumung der Lager ankündigt. Die katholische Zeitung Famiglia Cristiana, Amnesty International und Unicef kritisierten seine Kampagne. Die Opposition forderte ihn zum Rücktritt auf. Alemanno führt das Scheitern seines Plans auf bürokratische Hürden zurück und fordert von der Regierung Sondervollmachten und 30 Millionen Euro, um den Roma-Notstand zu beseitigen. Dazu müssten "bis zu fünf ständige Siedlungen" errichtet werden. Vorübergehend könnten rund 2500 Roma in Zeltstädten und aufgelassenen Kasernen wohnen. Die katholische Organisation Comunità di Sant'Egidio wertete Alemannos Siedlungsplan als "Katastrophe, die die Not der Roma-Familien erhöht" habe.

Bei Alemannos Wahl 2008 habe es in Rom 60 illegale Lager gegeben, heute seien es über 200. Die Hälfte der 140.000 auf der Halbinsel lebenden Roma sind italienische Staatsbürger. Sant'Egidio Präsident Marco Impagliazzo: "Dass ein G-8-Staat mit 60 Millionen Einwohnern nicht in der Lage ist, 140.000 Menschen zu integrieren, ist eine Schande." (mu/DER STANDARD-Printausgabe, 9.2.2011)

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