Screenshot: Grasser auf der Seite von "TopSpeaker".

screenshot: derStandard.at

Screenshot: Grasser auf der Seite von "Celebrity Speakers".

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Screenshot: Google-Anzeige für speakers-excellence.de

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"Mag. Karl-Heinz Grassers Talent, sein Publikum auch von unpopulären Ideen durch mitreissende Auftritte und mit modernem Marketing zu überzeugen, machten ihn bei den Österreichern zu einem der beliebtesten Politiker." Das ist kein neuer Brief zur Verteidigung des Ex-Finanzministers, sondern die Bewerbung von KHG als "Top-Speaker". Als solcher wird er über die Agentur von Heidi Glück, ehemalige Pressesprecherin von Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, vermittelt.

Es gilt die ...

"Wenn er gebucht wird, dann wird er gebucht", so Glück im Gespräch mit derStandard.at. Es liege an den Auftraggebern zu entscheiden, ob sie Grasser als Redner wollen oder nicht. Wie oft der ehemalige Politiker bereits über ihre Agentur vermittelt wurde, will Glück aus Gründen der Vertraulichkeit nicht bekannt geben. Nur soviel sagt sie: "Es gilt die Unschuldsvermutung. Wenn es Interesse gibt, dann wird er vermittelt. Er ist schließlich ein sehr guter Kommunikator." Ob ihre Agentur mit der Vermittlung des Redners Grasser viel verdient hat und ob die Nachfrage zuletzt nachgelassen habe, will Glück auch nicht sagen. Auf die Frage, ob KHG ihre Haupteinnahmequelle sei, meint sie: "Das ist er nicht. Nein."

Zu eloquent für eine Agentur

Grasser ist jedoch keineswegs exklusiv bei "Top-Speaker" gelistet, auch über "Speakers Excellence" und über "Celebrity Speakers" wird er vermittelt. Der Ablauf ist überall der gleiche: Interessenten melden sich bei den Agenturen, diese nehmen Kontakt mit Grasser oder dessen Management auf, der Ex-Politiker entscheidet, ob er sprechen will und zu welchem Preis er das tun möchte.

Auch "Celebrity Speakers", die auf ihrer Rednerliste auch Größen wie Neil Armstrong, Muhammad Yunus oder Pelé präsentieren, geben "aus Datenschutzgründen" nicht bekannt, ob Grasser schon einmal vermittelt wurde.

Eine ganz andere Nummer

"Den können Sie auch über uns buchen, das ist richtig", meint Gerd Kulhavy, der Geschäftsführer "Speakers Excellence". Grasser sei hier gelistet und man habe ihn auch schon vermitteln können. Wie oft und zu welchem Preis verrät auch Kulhavy nicht. Interessenten habe es aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gegeben, aus den beiden letzeren mehr als aus Grassers Heimat. Um ungefähr einschätzen zu können, wieviel man als Speaker verdienen kann, verweist Kulhavy auf Bill Clinton, der bei einem Marktpreis von 250.000 Euro pro Rede liege. "Clinton ist aber eine ganz andere Nummer als Grasser." Österreichische Ex-Politiker seien auch "bestimmt nicht die teuersten." Kulhavy hat Grasser selbst auch einmal als "sehr kommunikativen offenen Menschen, der das Österreichische gut vertreten hat", kennen gelernt, seither aber "leider nicht mehr getroffen."

Aktuell gebe es "keine besonderen Nachfragen" bezüglich Grasser. Karin Gutschi vom österreichischen Ableger von "Speakers Exzellence" meint, dass in ihrer Amtseit in den vergangenen eineinhalb Jahren keine Anfrage bezüglich Grasser gekommen sei. Trotz der vielen Vorwürfe gegen den Ex-Finanzminister würde man ihn aber weiter vermitteln, solange er nicht nachweislich verurteilt ist. "Was glauben Sie, wie der deutsche Ex-Kanzler Kohl hoch- und runtergeschrieben wurde? Trotzdem wurde er gebucht", so der deutsche Geschäftsführer.

Google-Anzeige

Gänzlich egal dürften Kulhavy die Medienberichte über Grasser auch nicht sein. Nach dem Hinweis, dass unter dem Focus Online-Artikel "Grassers fabelhafte Welt der Amnesie" eine Google-Anzeige mit dem Text "Karl Heinz Grasser. Sie suchen einen Top-Redner zu bestimmten Themen?" für www.speakers-excellence.de geworben wurde (siehe Screenshot), sagt der Geschäftsführer: "Das ist der Hammer, was Google macht. Ich überlege, ob wir die Werbung auf Grund des öffentlichen Drucks nicht auf Eis legen und aussetzen, bis die Sache geklärt ist."

Mittlerweile erscheint an dieser Stelle eine andere Google-Anzeige: "Finanzstrafverfahren. Schwarzgelder legalisieren bevor es zu spät ist mit der Capitabank! www.weissgeld.at". (Rainer Schüller, derStandard.at, 9.2.2011)