Die Forscher versahen die Nashornvögel mit 27 Gramm schweren Sendern und verfolgten die Bewegung der Tiere per GPS.

Foto: Bernhard Gaese

Frankfurt am Main - Tropische Waldbaumarten breiten sich mit Hilfe von Vögeln auch in zerstückelten Wald-Agrarlandschaften aus. Das wiesen deutsche Wissenschaftler des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) in Frankfurt am Main und des Max-Planck-Insituts für Ornithologie in Radolfzell nach. In tropischen Wäldern Südafrikas wurden dafür Vögel mit GPS-Sendern bestückt.

Ein Forscherteam um Katrin Böhning-Gaese vom BiK-F hat den zur Familie der Nashornvögel gehörenden, größten früchtefressenden Vogel in Südafrika zum Untersuchungsobjekt gemacht. Die Forschungen sollten eine Antwort darauf geben, ob die Vielfalt der Pflanzenarten trotz Fragmentierung der Wälder erhalten bleiben kann. Teile der Wälder müssen landwirtschaftlichen Flächen weichen - übrig bleiben einzelne Reste. Dieser Prozess spiele sich weltweit ab. Pflanzen werden auf diese Weise von ihren Artgenossen isoliert, was die Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen erschwere. So zwinge beispielsweise der Klimawandel Pflanzen dazu, ihrer bevorzugten Klimanische "hinterherzuziehen".

Dafür seien die fest verwachsenen Gewächse auf Spediteure angewiesen, die ihnen beim Austausch und Transport von Nachkommen und Genen zwischen verschiedenen Waldbereichen helfen. Wichtige Transporteure seien Vögel und andere Wirbeltiere, da bis zu 95 Prozent aller tropischen Baumarten von ihnen ausgebreitet werden.

Höchstens zweieinhalb Stunden im Darm

Nashornvögel sind solche Samen-Transporteure: Sie sind in der Lage, über große Distanzen hinweg Pflanzensamen zu verbreiten, wie Feldversuche in Südafrika ergaben. Wie weit der Pflanzennachwuchs im gefiederten Transporter kommt, hängt von zwei Faktoren ab: Von der Verweildauer im Vogeldarm und von der Länge der Flugstrecke. Um dies herauszufinden, wurden im Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell zunächst Nashornvögel mit verschiedenen Früchten tropischer Bäume gefüttert und anschließend gestoppt, wie viel Zeit vergeht, bis die Vögel die in den Früchten enthaltenen unverdaulichen Kerne wieder ausscheiden. Ergebnis: höchstens zweieinhalb Stunden.

In einem weiteren Schritt wurde den Vögeln 27 Gramm schwere Sender umgeschnallt, die die Bewegung der Tiere per GPS auf etwa acht Meter genau erfassen und speichern können. Die Messungen ergaben, dass die schwerfällig wirkenden Nashornvögel große Strecken bewältigen. Die größte Distanz, die ein Vogel während der maximal zweieinhalb Stunden dauernden Verdauung der Samen flog, betrug laut BiK-F 14,5 Kilometer. Als besonders lang erwiesen sich die Strecken, wenn sich die Vögel in einer Agrarlandschaft mit wenigen Waldresten bewegten.

In einem großen, ausgedehnten Waldgebiet mit vielen Bäumen flogen sie eher kürzere Distanzen. "An diesen Ergebnissen wird deutlich, wie stark die Struktur der Landschaft das Verhalten von Nashornvögeln beeinflusst. Bisher wurde die Fähigkeit der Vögel, so weite Strecken zurücklegen zu können, immer unterschätzt.", resümierte Katrin Böhning-Gaese. Die Ergebnisse wurden vor kurzem online in Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht. (red/APA)