Russland hat einen Journalisten der britischen Zeitung "The Guardian" ausgewiesen. Wie die Zeitung am Montag mitteilte, wurde ihr Russland-Korrespondent Luke Harding am Wochenende an der Einreise gehindert, als er nach zwei Monaten in London wieder nach Moskau zurückkehren wollte. Harding hatte den Angaben zufolge zwei Monate in London verbracht, um über die von der Internetplattform Wikileaks veröffentlichten US-Dokumente zu berichten. Dabei zitierte er auch aus Dokumenten, in denen es um angebliche Verbindungen zwischen russischen Regierungsvertretern, Oligarchen und dem organisierten Verbrechen geht. Ein spanischer Staatsanwalt wird mit den Worten zitiert, Russland sei ein "Mafiastaat" geworden.

Der britische Außenminister William Hague rief nach Angaben seines Ministeriums das russische Außenministerium an und bat um eine Erklärung. Er habe aber noch keine Antwort erhalten, hieß es.

Laut "Guardian" wurde Harding nach der Passkontrolle eine Dreiviertelstunde in eine Zelle am Moskauer Flughafen gesperrt, bevor er mit dem nächsten Flug nach Großbritannien zurückgeschickt wurde. Dem Journalisten seien keine Gründe für die Ausweisung genannt worden. Er sei "traurig", das Land "unter diesen Umständen zu verlassen", zitierte die Zeitung Harding. "Aber ich denke nicht, dass Journalisten eine Selbstzensur akzeptieren dürfen." "Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger sprach von einer "verstörenden Entwicklung". Es sei "beunruhigend", dass die russische Regierung nun missliebige Reporter ausweise. (APA)