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Steve McClaren wird sich bei seinem nächsten Autokauf wahrscheinlich nicht für einen VW entscheiden.

Foto: Reuters/Fassbinder

Wolfsburg - Englands ehemaliger Fußball-Teamchef Steve McClaren ist als Coach des deutschen Bundesligisten VfL Wolfsburg gescheitert. Der Tabellen-Zwölfte trennte sich am Montag nach nur acht Monaten von dem 49-jährigen Trainer, der als erster Engländer in der Geschichte der deutschen Liga im Sommer 2010 seinen Dienst beim Meister von 2009 angetreten hatte. Die Nachfolge tritt vorerst der bisherige Co-Trainer Pierre Littbarski an.

"Wir waren nicht mehr der Überzeugung, dass wir in Zusammenarbeit mit Steve McClaren die Saison stabil zu Ende bringen können", begründete Manager Dieter Hoeneß am Montag die keineswegs überraschende Beurlaubung. "Wir haben es gemeinsam bis zum letzten Tag versucht." Auch der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung hatten das Vertrauen in den "englischen Patienten" verloren und trauten ihm nicht mehr zu, das Ruder herumzureißen. "Wir haben leider keine Alternative mehr gesehen", teilte Aufsichtsrats-Chef Francisco Javier Garcia Sanz mit.

Das Gremium wollte McClaren am liebsten schon im vergangenen Dezember nach der Cup-Pleite gegen den Zweitligisten Energie Cottbus zurück auf die Insel schicken. Doch der Engländer bekam noch eine Schonfrist. Das bittere 0:1 in Hannover brachte am Samstag das Fass zum Überlaufen und machte klar, dass es dem Coach an Autorität und an einem nachhaltigen Konzept fehlte. Der brasilianische Starspieler Diego ließ den Trainer förmlich im Regen stehen. Entgegen der Anweisung von der Bank schoss Diego einen Elfmeter, donnerte den Ball an die Latte und stellte den wütenden McClaren damit bloß.

Die Geldstrafe, die der Coach danach für den Egoisten Diego forderte, kann er nun nicht mehr eintreiben. Nach "Bild"-Angaben soll es sich um einen Betrag von 100.000 Euro handeln. McClaren hatte aber nicht nur Probleme, den brasilianischen Ballzauberer in das Team zu integrieren. Auch seine Taktik, nur mit einer Spitze statt mit zwei Stürmern zu spielen, ging nicht auf und verärgerte Hoeneß und die Vereinsbosse, für die es bei nur einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz "5 vor 12" ist.

Ex-Weltmeister Littbarski, der zwölfte Wolfsburger Trainer seit dem Aufstieg 1997, soll nun die Talfahrt (nur ein Sieg in den jüngsten elf Ligaspielen) stoppen und am Samstag im Heimspiel gegen den Hamburger SV das Kommando übernehmen. "Er hat uns überzeugt, dass er die in unserer Situation notwendigen Maßnahmen einleiten wird", erklärte Hoeneß.

McClaren ist nach Christian Gross (Stuttgart), Jens Keller (Stuttgart), Zvonimir Soldo (Köln) und Ralf Rangnick (Hoffenheim) der fünfte Bundesliga-Trainer, der in dieser Saison seinen Stuhl räumen musste oder freiwillig ging. (APA/dpa)