Die kürzlich hier veröffentlichte Betrachtung über die "Gelbe-Zettel-Kultur" unserer Post hat zahlreiche Reaktionen und Erfahrungsberichte ausgelöst. Neben einigen lobenden Erwähnungen braver Briefträger und Anklagen gegen neoliberalen Leistungsdruck kamen doch ganz schön viele Berichte mit dem Leitmotiv: Obwohl vormittags immer jemand zu Hause ist, wird nicht an der Tür geläutet, sondern einfach ein Zettel mit der Lüge "Leider haben wir Sie nicht zu Hause angetroffen" ins Kastl geschmissen.

Dazu kamen Anregungen aus Publikumskreisen, sich doch einmal auch die Praxis der privaten Zusteller anzusehen. Der Konsens lautet: Die Privaten sind noch unverschämter. Die picken den "nicht angetroffen"-Zettel gleich unten an die Gegensprechanlage und kritzeln irgendwas drauf, wo die Sendung abgegeben wurde. Nicht etwa beim Nachbarn im Haus, sondern irgendwo bei irgendwem in der Straße/Gasse. Mittels mühsamer telefonischer Recherche beim Versandcenter kann man dann herausfinden, dass unter "Fink" der Besitzer der Wäscherei drei Häuser weiter gemeint ist, die aber einen ganz anderen Firmennamen hat.

Manche Leser teilen auch Tricks mit, um eine Zustellung zu gewährleisten: Pakete nur ins Büro liefern lassen oder zu Weihnachten einen Zwanziger ins Hausbriefkastl legen - aber wie wäre es mit Kundendienst (halbstaatlich wie privat)? (Hans Rauscher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.2.2011)