Ägypten hat die oppositionelle Muslimbruderschaft US-Dokumenten zufolge jahrelang systematisch in ein schlechtes Licht gerückt. Eine führende Rolle habe dabei der jüngst ernannte Vize-Präsident Omar Suleiman übernommen, heißt es in den US-Botschaftsdepeschen, die das Internetportal Wikileaks im November veröffentlicht hatte und die von der Nachrichtenagentur Reuters ausgewertet wurden. Demnach warf Suleiman der moslemisch-konservativen Bewegung in Gesprächen mit US-Diplomaten unter anderem vor, islamistische Extremisten zu unterstützen. Zudem habe der damalige Geheimdienstchef mit einer drastischen Verschlechterung der Beziehungen zum Iran gedroht, wenn die Regierung in Teheran die Muslimbrüder jemals gefördert haben sollte.

Keine Stellungnahme

Den Depeschen zufolge haben US-Vertreter skeptisch auf Suleimans Versuch reagiert, die Gruppe zu dämonisieren. Das US-Außenministerium nahm keine Stellung zu den Angaben.

Die in den Depeschen berichtete Haltung Suleimans dürfte für die Mehrheit der Ägypter nicht neu sein. Sie sind vom Mubarak-Regime eine anti-islamistische Haltung gewöhnt. Die Äußerungen könnten jedoch das Misstrauen der Opposition verstärken, die sich am Wochenende erstmals zu Gesprächen mit Suleiman über eine Lösung der innenpolitischen Krise zusammengesetzt hat. Mubaraks Regierung hat sich lange auf eine Bedrohung durch Islamisten berufen, um ihre autoritäre Herrschaft zu rechtfertigen. Suleiman ist seit Jahrzehnten einer der engsten Vertrauten von Mubarak. (APA)

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