Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Nash

München/Wien - Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone gerät nach Medienberichten im Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky weiter unter Druck. Neue Zeugenaussagen legten nahe, dass doch Ecclestone es war, der an Gribkowsky 50 Millionen Euro bezahlt habe, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Wochenende. Bei den Zeugen soll es sich um Geschäftspartner und Anwälte handeln, die mit Gribkowsky früher zu tun hatten.

Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass Ecclestone mit den Zahlungen an Gribkowsky erreichen wollte, dass die Landesbank ihren Formel-1-Anteil unter Wert verkaufe, heißt es in dem Bericht. Die Ermittler prüften nun ein Vorgehen auch gegen Ecclestone. Die Münchner Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Der Formel-1-Chef hatte bisher stets erklärt, mit den Zahlungen nichts zu tun zu haben.

Geld an Ecclestone?

Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, könnte Ecclestone bei dem Geschäft hinter den Zahlungen an den Ex-Bankvorstand aber auch selbst mitverdient haben. So soll der damalige Erwerber, der Finanzinvestor CVC Capital Partners, 837 Millionen Dollar (614 Mio. Euro) für die 50-Prozent-Beteiligung an der Motorsportgruppe bezahlt haben ­ - deutlich weniger, als die Anteile nach Vermutung der Ermittler wert waren. In den Büchern der BayernLB seien davon jedoch nur 770 Millionen Dollar angekommen. Eine Tranche von 40 Millionen Dollar soll an Ecclestone persönlich geflossen sein, weitere 27 Millionen Dollar landeten angeblich bei dessen Familienfirma Bambino-Holding.

Der BayernLB-Verwaltungsrat sei über diese Zahlungen nicht informiert worden. Nach Aussagen von Insidern soll die stolze Summe für Vermittlungs- und Beratungsleistungen Ecclestones geflossen sein. Ecclestone äußerte sich laut "Spiegel" zu dem Vorgang nicht. Auch die Bank und Gribkowskys Anwalt seien zu keinen Stellungnahmen bereit gewesen.

"Focus": Toifl sagte aus

Gribkowsky sitzt seit einem Monat wegen Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Magazins "Focus" soll der österreichische Anwalt Gerald Toifl, der das Vermögen des Bankers in Salzburg verwaltete, bei der Staatsanwaltschaft umfangreich zu den Zahlungen ausgesagt haben.

Dem Magazin zufolge schilderte der 41-jährige Jurist den Staatsanwälten detailliert, wie Gribkowsky ihn dazu gedrängt habe, Druck auf Ecclestone auszuüben, um ausstehende Honorare einzutreiben. Toifls Ausführungen belegten die direkte und lukrative Geschäftsverbindung zwischen Ecclestone und dem Banker, schreibt das Magazin. Der Banker Gribkowsky selbst schweigt in der U-Haft.

"Wichtigster Akteur"

"Focus" nennt Toifl als wichtigsten Akteur in der Firmenkonstruktion des damaligen BayernLB-Vorstands. Aus Angst vor drohender Haft habe der Anwalt beschlossen, mit den Ermittlern zu kooperieren, und er habe der Staatsanwaltschaft brisante Erkenntnisse geliefert, heißt es in dem Bericht. Die Justiz ermittelt gegen Gribkowsky wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung, Toifl werfen die Staatsanwälte Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor, heißt es im "Focus".

Das Magazin schildert ein Telefonat und einen Schriftverkehr zwischen Toifl und Ecclestone. Der Formel-1-Boss habe den österreichischen Anwalt am Telefon beschimpft, die Aufregung resultierte aus einem vorangegangenen "Mahnbrief". Mit Schreiben vom 14. Dezember 2007 habe Toifl im Auftrag der Gribkowsky-Firma GREP die unverzügliche Zahlung ausstehender Honorare in Höhe von 2,2 Mio. Dollar angemahnt. Den Ermittlern habe der Anwalt berichtet, wie ihn Gribkowsky dazu gedrängt habe, Druck auf den Briten auszuüben. Zwar habe Ecclestone über die Mahnung getobt, kurz darauf sei auf das Firmenkonto der GREP jedoch die entsprechende Summe eingegangen. Absender: "Lewington Invest" mit Sitz auf den Jungferninseln.

Gribkowsky habe ihn unmissverständlich damit beauftragt, ein Stiftungsmodell zu entwerfen, das seine Provisionen vor dem Zugriff des deutschen Fiskus bewahrt, so Toifl laut Magazin - obwohl das Gutachten einer renommierten deutschen Steuerkanzlei zu dem Ergebnis gekommen sei, dass es sich um Steuerhinterziehung handle. All das ist dem Bericht zufolge auf Gribkowskys Computer gespeichert, den die Staatsanwaltschaft bei ihm beschlagnahmte.

Stiftungsräte fühlten sich belogen

Gribkowskys ursprüngliche Firma GG Consulting, in der die Provisionsmillionen lagerten, sei nach dem Konstrukt lediglich als Treuhänderin aufgetreten. Auf diese Weise habe sich das Vermögen problemlos auf eine Stiftung übertragen lassen. Die GG Consulting wurde insolvent, und der Banker hatte seine Gelder diskret vor dem Fiskus bewahrt, schreibt "Focus".

Bei seiner Stiftung präsentierte sich Gribkowsky als Samariter: Er wolle Eltern krebskranker Kinder helfen. Tatsächlich habe er nur 1.400 Euro für einen sozialen Zweck anweisen lasen. Stiftungsräte fühlten sich deshalb belogen und verließen das Projekt. Auch diese Ex-Partner sagten laut "Focus" mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft aus.

Im Zusammenhang mit der Gribkowsky-Affäre ist Toifl, wie berichtet, Anfang Jänner aus der Wirtschaftsprüfer- und Steuerkanzlei Leitner + Leitner ausgetreten. "Aufgrund der aktuellen Situation", wie es damals in einem Kommunique der Kanzlei hieß. Von Ermittlungen gegen Toifl war damals in der Kanzlei noch nichts bekannt gewesen. (APA)