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Seit zwei Wochen im Hungerstreik: Flüchtlinge in Athen, die wegen der Finanzkrise ihre Aufenthaltserlaubnis verloren haben.

Foto: Reuters

Maria Callas hat ganz in der Nähe gelebt, jetzt sind es 237 Immigranten, die sich von Zucker und Wasser ernähren. Flüchtlingsmisere statt Opernglanz und Champagner in der Athener Innenstadt. In dem Neoklassik-Bau an der Ecke Patission/Ipeirou-Straße kampieren die Männer und Frauen, die Mehrheit aus Nordafrika, und wollen mit einem Hungerstreik ihre Aufenthaltsberechtigung erzwingen.

Die hatten sie nämlich noch bis zum vergangenen Jahr. "Es sind keine illegalen Flüchtlinge", verteidigte sich Christos Papoutsis, der Minister für Bürgerschutz, im Parlament gegen die Attacken des rechten Lagers. "Sie haben seit mehreren Jahren in Griechenland gelebt und gearbeitet, aber sie haben jetzt keine Aufenthaltserlaubnis mehr, weil sie wegen der Wirtschaftskrise im letzten Jahr nicht genug Arbeit fanden, um die 250 Punkte bei der Sozialversicherung zu sammeln, die sie brauchen."

Unhaltbare Zustände

Die Immigranten im Nobelhaus sind längst zu einem Politikum geworden. Vor zwei Wochen hatten sie unterstützt von linken Aktivisten das Gebäude der Jus-Fakultät der Universität von Athen besetzt. Nach tagelangen Verhandlungen mit dem Staat zogen sie in das nahegelegene Haus in der Ipirou-Straße um. Es gehört Dinos Ratzounis, einem linken Intellektuellen und Unternehmer. Bis Ende dieser Woche will er die Flüchtlinge noch beherbergen.

Haltbar sind die Zustände im Flüchtlingshaus ohnehin nicht. Ein Teil der Immigranten lebt trotz der winterlichen Temperaturen in Zelten im Garten. Während der Regenfälle in den vergangenen Tagen wurden die Lager überschwemmt. Viele der Hungerstreikenden sind mittlerweile krank. Die griechische Regierung hätte die Flüchtlinge gern in das Gebäude eines früheren Flughafens am Rand von Athen geschafft. Sie fürchtet, dass das Haus in der Athener Innenstadt zum Brennpunkt einer Kampagne für und gegen die Immigranten in Griechenland wird. Es ist eine weitere Krise in der großen Flüchtlingskrise, mit der sich das Land abmüht.

Papoutsis, der Bürgerschutzminister, lehnte eine Legalisierung der Flüchtlinge ab. In einer Rede vor Polizisten sprach er dafür ein weiteres Mal von der "Bombe", die die Immigranten für die griechische Gesellschaft darstellten. (Markus Bernath, DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2011)