Wien - Der Präsident des Bundesfeuerwehrverbandes Josef Buchta fordert von der Politik „eine seriösere Debatte" zur Heeresreform und ihren Konsequenzen ein - vor allem darüber, was den heimischen Katastrophenschutz anbelangt: „Ich finde es nicht schön, wie das läuft", sagt Buchta im Standard-Gespräch, denn: In 90 Prozent der Fälle, in denen hierzulande Katastrophen bekämpft werden, rücken derzeit die „voll einsetzbaren" 275.000 aktiven Mitglieder der insgesamt 337.000 Mann starken Feuerwehr aus, nicht das Bundesheer - „und das tut schon weh".

Feuerwehr könnte aushelfen

Buchta, ein Anhänger der Wehrpflicht („die Bürger sollen für den Staat etwas leisten"), kann sich vorstellen, dass die Feuerwehr den gesamten Katastrophenschutz übernimmt. Das Bundesheer könnte im Notfall mit Gerätschaften wie Hubschraubern beim Lawinenunglück von Galtür in einem Assistenzeinsatz aushelfen. Buchta: „Nur mehr sechs Prozent unserer Einsätze betreffen Feuerbekämpfung - und auch bei allem anderen sind unsere Mannschaften aufgrund unserer 24-Stunden-Bereitschaft schneller vor Ort als das Bundesheer."

So hätten im Vorjahr die Feuerwehren in Niederösterreich an einem Wochenende wegen starker Regenfälle ausrücken müssen. Buchta: „Bitte, wo war denn da das Bundesheer? Bis die Soldaten gekommen wären, waren wir mit unseren Großpumpen längst da und hatten die Probleme gelöst."

Kosten anschauen

Der oberste Feuerwehrmann, der gleichzeitig auch Landesfeuerwehrkommandant von Niederösterreich ist, fordert daher, dass sich die Politik „einmal in Ruhe anschaut, welche Kosten entstehen würden, wenn man den Katastrophenschutz ganz der Feuerwehr überantwortet. „Das Ganze logistisch zu übernehmen, wäre jedenfalls kein Problem", sagt er.

Vom Sozialministerium wünscht sich Buchta, Überlegungen anzustellen, wie viel es ausmacht, jene Firmen besser abzugelten, die Mitarbeiter von der Feuerwehr beschäftigen, die ja oft am Sprung sind. Buchta: „Wir brauchen kein politisches Geplänkel, auch nicht mehr rote Autos, sondern seriöse Berechnungen." (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2011)