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Foto: APA/EPA/Leung

Mit einem Ölpreis von knapp 100 Dollar je Fass stellt sich wieder einmal die Frage: wann bremst das teure Öl die Volkswirtschaft ab? Während in den jüngsten Berichten zur Wirtschaftslage, etwa vom Internationalen Währungsfonds, noch Probleme im Bankenbereich und Staatsschulden als wichtigste Gefahren für den Aufschwung gesehen werden, wird Inflation und dabei insbesondere hohe Ölpreise bislang nur am Rande gesehen. Doch die Krise in Ägypten hat Öl rasant wieder zu einem Thema gemacht. Brent notiert bei 100 Dollar, WTI bei knapp 89 Dollar.

Dabei hat es die Vergangenheit immer wieder gezeigt. Ölpreisschocks und Wirtschaftskrisen treten gerne als Paar auf. James Hamilton, Ökonomie-Professor und Blogger, hat in einer aktuellen Studie noch einmal verdeutlicht, dass seit dem zweiten Weltkrieg jede Rezession (mit einer Ausnahme) von einem Anstieg der Ölpreise eingeläutet wurde. Und die Ölpreise haben sich nach einer kurzen Korrektur wieder auf real hohem Niveau eingependelt, doch noch deutlich unter dem "Schockniveau" von 2008 (siehe Grafik).

Das Problem mit hohen Ölpreisen ist leicht umrissen. Besonders in den USA fressen sich hohe Energiekosten ohne großen Umweg in die Geldbörse des Konsumenten. Kathleen Madigan vom WSJ hat daher höhere Ölpreise zurecht auf ihrer Liste der fünf "dark clouds" für den Aufschwung. Höhere Ausgaben für Energie an der Zapfsäule bedeuten Einschnitte bei anderen Konsumgütern. Für Staaten, die auf den Import von Öl angewiesen sind, eine Verlustrechnung. Importe im Verhältnis zum BIP steigen, und das Wachstum fällt. In der Europäischen Union etwa ist der Anteil von den Ölimporten an der Wirtschaftsleistung schon fast so hoch wie 2008, als Rohöl bei bis zu 145 Dollar notierte, bei 2,2 Prozent des BIP (Pragmatic Capitalist).

Wann ein hoher Ölpreis jedoch eine Volkswirtschaft in eine Rezession drückt, ist - wie so vieles in der VWL - höchst umstritten. Die Rohstoffanalystin Sabine Schels, von Merrill Lynch, geht an das Problem heran, indem sie den Anteil des Rohstoffsektors in der Weltwirtschaft analysiert. Bei einem Anteil von neun Prozent oder mehr komme es regelmäßig zu Krisen, so Schels (CNBC). Das würde bei einem Ölpreis von 120 Dollar statt finden.

Ob dieser wirklich zu einer Krise führt, ist auch eine Frage der Zeit. Denn Produktivitätsgewinne, etwa über effizientere Energienutzung, wirken den Effekten einer Preissteigerung entgegen. Auch wenn die Innovationssprünge - im Gegensatz zu den Preissprüngen - länger auf sich warten lassen.

 

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