Wien - Auf großes internationales Echo stieß ein STANDARD-Interview von Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny, das am Freitag publiziert wurde. "Nowotny hat die Katze aus dem Sack gelassen" , meinte Ökonom Carsten Brzeski von ING gegenüber der Finanzagentur Bloomberg. Tatsächlich hat der Österreicher erstmals die bisher nicht genannte Inflationserwartung der Europäischen Zentralbank, in dessen Rat Nowotny sitzt, für 2012 bekanntgegeben. Sie erwarte nun 1,8 Prozent Teuerung, hatte der Zentralbanker erklärt. Bisher lag die Schätzung der EZB bei 1,5 Prozent, eine Aktualisierung soll im März erfolgen.

Die OeNB bestätigte am Freitag die Äußerungen Nowotnys, fügte aber hinzu, dass die Rate eine Schätzung der Wiener Notenbank und nicht der EZB sei. Die Euro-Zentralbank wollte sich nicht äußern. Am Markt wurden die Äußerungen als Hinweis darauf verstanden, dass die EZB heuer keine Zinserhöhung vornehmen dürfte. Die Euro-Notenbanker streben eine Inflation von nahe zwei Prozent an. Die von Nowotny genannten 1,8 Prozent für 2012 würden somit perfekt passen.

Im Jänner war die Teuerung auf 2,4 Prozent geklettert und die Europäische Zentralbank rechnet damit, dass die Preise in den nächsten Monaten weiterhin in der Tonart zulegen könnten. Im weiteren Jahresverlauf geht sie aber von einer Abschwächung des Preisdrucks aus. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.2.2011)