Jeder kreist im Brut um sich selbst.

Foto: Maximilian Pramatarov

Wien - An der Decke ist zwar ein Leuchtschild mit der Aufschrift "open twentyfour hours" angebracht. Doch die drei Figuren, die darunter sitzen, lehnen und lümmeln, sind Eingeschlossene. Thomas Kasebacher & Laia Fabre spielen mit Bruno Roubicek Perfect Happiness in der Brut-Theater- Dependance Zieglergasse. Sie sind adrett gekleidet. Hellblaue Hemden, sandfarbene Hosen und Rock. Wozu das namenlose Trio wirklich da ist, bleibt ein Geheimnis. Klar ist nur, dass die drei warten. Nichts passiert. Geradezu gut aufgehoben scheint im Vergleich das Trio in Sartres Geschlossene Gesellschaft. Es weiß wenigstens, dass es sich in der Hölle befindet.

In Perfect Happiness aber ist das Paradies Wirklichkeit geworden. Ein ambivalenter Himmel nach der Erfüllung aller Wünsche. Ein Zustand der Schwerelosigkeit, in der jeder um sich selbst kreist. Wie die Figuren in dem Stück, die zwar zusammen anwesend sind, aber keine Gemeinschaft bilden.

Im Hintergrund monotone Musik, eine Stimme stöhnt. Plötzlich heult ein Amore-Song auf. Kasebacher, Fabre und Roubicek absolvieren einen amateurhaften Showtanz. Danach leert Roubicek drei weiße Säcke, die mit leeren Plastiksäckchen gefüllt sind, aus und macht eine Skulptur daraus, die wie fließender Schaum aussieht. Fabre wirbelt ein Mikrofon an seinem Kabel, zerstört das Kunstwerk. Eine Reihe sinnloser Aktionen ist die Folge. Zusammenhanglose Geschichten werden erzählt, mehr Arrangements gebaut. Es wird gesungen und ein Theatervorhang zugezogen. Als er sich wieder öffnet, tatarata - liegen fünf Plastiksäckchen in einer Reihe. Eine tolle Show mit vielen Elefanten und Tänzern auf der Bühne wird beschrieben.

Die Verdammnis der Konsumgesellschaft besteht darin, schreiben die Künstler im Abendprogramm, dass der Mensch selbst zur Ware geworden ist. Zuletzt kauft er das Bild ein, das er sich von sich machen soll und verschwindet darin. Das Paradies ist also eine Hölle und Perfect Happiness eine provokante Paraphrase auf Sartres Geschlossene Gesellschaft mit deutlichen Anklängen an die englische Gruppe Forced Entertainment. Eine großartige, hintergründige und scharfe Satire, die auch ihr am Ende begeistertes Bobo-Publikum sehr schön strapaziert. (Helmut Ploebst, DER STANDARD - Printausgabe, 5./6. Februar 2011)