Karim El Gawhary

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Mittwoch, 9-Uhr-ZiB: ORF-Reporter Karim El Gawhary wirkt nicht so fröhlich wie zuletzt, als er über die "Volksfeststimmung" berichtete. Sieht eher beunruhigt aus, das Regime würde Leute mobilisieren. 13-Uhr-ZiB, El Gawhary: Das Militär fordere nun die Leute auf, nach Hause zu gehen. Im ZiB-Flash, 16.15, dann aber "Lage außer Kontrolle". El Gawharys Kollegin Nadja Bernhard spricht von Prügeltypen mit Schlagstöcken.

17-Uhr-ZiB, Bilder von Schlägereien. Ein aufgeregter El Gawhary spricht von "Horrorszenen", "angeheuerten Schlägern" und: "Das Militär lässt die Schläger einfach vorbei!" Um 19.00, ZiB-Flash, berichtet Bernhard von Aggressionen gegen Journalisten. 19.30 Uhr steht sie dann bedrängt unter Mubarak-Anhängern. Mubarak sei wie die Pyramiden, skandieren sie. Dann wieder El Gawhary, auf der Hotelterrasse: Es gebe Aufrufe an Demonstranten, sich wieder am Tahrir-Platz zu versammeln. Politisch seien die Tumulte für Mubarak ein Desaster.

Minuten später, ZiB 20: El Gawhary berichtet ernüchtert, das Militär habe der Gewalt nur zugesehen. 22 Uhr, ZiB 2, derselbe wieder live: Die Schlacht dauere an, die Demonstranten ließen sich nicht einschüchtern. Und: Die Bilder würden Mubarak schaden. Auch El Gawharys 70-jährige Tante würde jetzt gerne auf den Platz gehen. Es sehe nicht gut aus für Mubarak. ZiB 24, wieder El Gawhary, etwas gedämpft: Es herrsche Chaos, es würden in seiner Umgebung vier Journalisten vermisst.

"Einen haben wir angerufen, abgehoben hat einer der Schläger, der sagte, den Journalisten total verprügelt zu haben." Ein Tag im Leben der ORF-Reporter. Hut ab. Und danke TVthek. (Ljubiša Tošić/DER STANDARD, Printausgabe, 4.2.2011)