Lausanne/London - Forscher haben fünf neue Gene entdeckt, die bei der Entstehung von Parkinson eine Rolle spielen könnten. Damit sind nun insgesamt elf solche Risikostellen im Erbgut bekannt. Für eine der wichtigsten Risikostellen hat ein Team der ETH Lausanne inzwischen ein neues Tiermodell entwickelt.

Hyperaktives Eiweiß

Das Team um Patrick Aebischer, den Präsidenten der ETH Lausanne, konzentrierte sich bei seiner Studie auf eine Genveränderung, die dazu führt, dass ein Eiweiß namens LRRK2 im Gehirn hyperaktiv wird. Dies führt dazu, dass Nervenzellen absterben und geringere Mengen des Botenstoffs Dopamin hergestellt werden. Der Mangel an Dopamin löst für Parkinson charakteristische Symptome wie Muskelzittern, unkoordinierte Bewegungen und starke Demenz aus. Aebischer und seinen Mitarbeitern gelang es nun, Laborratten genetisch so zu verändern, dass bei den Tieren auf einer Körperseite genau diese Symptome auftreten.

Damit wird es möglich, die Krankheit und mögliche Therapien an den Tieren zu untersuchen. Bisher war es der Hochschule zufolge schwierig, Parkinson-Symptome bei Labortieren abzubilden, weil die Krankheit zu wenig verstanden ist. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren bei etwa zehn Prozent der Fälle eine Rolle spielen.

Besonders optimistisch stimmt Aebischer und sein Team, dass das Eiweiß LRRK2 chemische Reaktionen im Hirn ankurbelt. Das mache es zu einem möglichen Ziel für Medikamente, schreiben sie im Fachmagazin "Journal of Neuroscience". Ließe sich das gestörte LRRK2 behandeln, würden bei den Betroffenen wohl die Symptome nachlassen.

Risikofaktoren

Fast gleichzeitig hat ein internationales Forscherteam neue Risikofaktoren für Parkinson entdeckt. Im Fachmagazin "Lancet" präsentieren sie eine Auswertung von Gendaten von mehr als 21.000 gesunden Menschen und 12.000 Menschen mit Parkinson. Insgesamt fanden sie elf Veränderungen im Erbgut, die das Krankheitsrisiko erhöhen. Sechs davon waren bereits bekannt, unter ihnen auch die LRRK2-Eiweiß-Mutation. Fünf sind neu.

Jene 20 Prozent der Probanden, deren Erbgut am meisten Risikomutationen enthält, hatten ein zweieinhalb Mal höheres Risiko an Parkinson zu erkranken als die 20 Prozent mit den wenigsten Risikomutationen. (APA/sda)