Die Plakatwerbung zum Europatag 2003
Werbeplakat zum Europatag 2003
Die Radiokampagne zum Europatag 2003 sorgte in der letzten Woche für Aufhören. Griffen doch unbedachte (wohlwollend interpretiert) Kampagneros zu werbewirksamen Reduktionen historischer Bedingungszusammenhänge und Urteile, um auf den gesellschaftlichen Fortschritt, der in der EU heute verwirklicht ist, ein pathetisches Hohelied anzustimmen: "Bis zum 15. Jahrhundert war die Erde eine Scheibe." ist das erste Postulat, das im zweiten Teil des Textes aufgelöst wird: "Heute ist die Erde rund, ..", gefolgt von "Bis zum 18. Jahrhundert war die Demokratie ein Übel.", was ebenso durch "(heute ist) Demokratie verwirklicht" ausgehobelt wird. Und dann wird's persönlich: "Bis zum 20. Jahrhundert waren Frauen zu dumm zum Studieren." Sowas bleibt nicht im Außenohr hängen.

Während bei den anderen Einzeilern eine Idee angeführt wird, versteigt sich hier Sprache in der Adressierung einer Personengruppe, indem diese beleidigt wird und auch keine zweite Nennung im Text erfährt. Da hätten auch andere Formulierungen die massive Frauendiskriminierung zum Ausdruck gebracht, ohne dass auf Schimpfattribute zurückgegriffen hätte werden müssen.
Ganz allgemein wird gegen Ende der Werbung zwar gesagt, dass heutzutage Grundrechte für alle festgeschrieben sind, aber die Punchline hat schon blaue Ränder ums Frauenauge hinterlassen.

Sicher, im Radio besonders will ein Hinhörer vonnöten sein, die Aufmerksamkeit der HörerInnen zu sichern. Dass aber gerade bei einer EU-Kampagne dann frauenbeleidigende Sprüche auftauchen, läuft dem EU-Konzept und den Gesetzgebungen des gender mainstreamings zuwider. Beschwerde beim Werberat einzulegen, ist ein erster Schritt, zu zeigen, dass es anders gehen muss. PolitikerInnen in die Beschwerdeführung miteinzubinden, ist der Sache sicher auch nicht abträglich. Wird die Beschwerde nicht abgeschmettert, wird den Verantwortlichen das nächste Jahr wohl etwas Klügeres einfallen müssen, bei dem beiläufiger Sexismus nicht als Werbeträger dient. (red)