Es ist selbstverständlich die Aufgabe von Landespolitikern, ihre Beamten gegen pauschale Vorwürfe in Schutz zu nehmen. Doch wenn beim Thema Korruption der erste politische Reflex "Brauchen wir nicht, weil bei uns gibt es das nicht" lautet oder sofort die Angst aufkommt, die öffentlich Bediensteten könnten durch landeseigene Antikorruptionsprogramme unter Generalverdacht gestellt werden, erweist man der Korruptionsbekämpfung keinen guten Dienst.

Alle internationalen Korruptions-Indizes stellen Österreich ein halbwegs gutes Zeugnis aus. Deshalb so zu tun, als gebe es hierzulande nur ein paar schwarze Schafe, aber keine strukturellen Probleme, ist grundfalsch. Besonders dann, wenn hinter den Kulissen bereits erste Maßnahmen gegen Korruption ergriffen werden, diese aber besser nicht publik gemacht werden sollen, um dem Verdacht zu entgehen, dass im eigenen Bereich möglicherweise geschmiert wird.

Korruption hat es immer gegeben, und selbst das feinmaschigste Netz wird sie nie gänzlich auffangen können. Man kann aber der Öffentlichkeit vermitteln, dass man versucht, strukturell etwas gegen Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch zu unternehmen. Denn dann sind Statistiken über Korruptionsfälle im öffentlichen Bereich kein Eingeständnis von Versagen, sondern der Beweis für funktionierende Maßnahmen gegen das illegale Geben und Nehmen. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD-Printausgabe, 3.2.2011)