Der Zyklon traf die Küste Australiens mit voller Kraft.

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Rund 2000 Personen suchten Zuflucht in einem Einkaufszentrum in Cairns. Viele Menschen wurden in den Evakuierungszentren wegen Überfüllung abgewiesen.

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Canberra/Cairns - Zyklon Yasi traf am Mittwoch mit Spitzenböen von 295 Stundenkilometern auf die australische Ostküste, zwischen Cairns im Norden des Bundesstaates Queensland und Townsville im Süden. Mehr als 90.000 Haushalte waren noch vor Mitternacht ohne Strom.

"Der Wind ist unglaublich stark und der Regen auch", schilderte Robert White, der sich in Townsville in seinem Apartment verschanzt hatte. Er habe beobachtet, wie im Hafen eine Yacht weggetrieben wurde, die anschließend versank, sagte er. Rund 250.000 Menschen leben in den betroffenen Küstenregionen.

Die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh, hatte vor bis zu neun Meter hohen Sturmfluten gewarnt. Die Meteorologen hatten Yasi auf Kategorie fünf hochgestuft, die höchste Gefahrenstufe für Zyklone.

Vergleich mit Hurrikan Katrina

Der Wirbelsturm mit einem Durchmesser von 600 Kilometern ist vergleichbar mit dem Hurrikan Katrina, der 2005 Teile der Südküste der Vereinigten Staaten und die Stadt New Orleans verwüstet hatte. Bereits im Jahr 2006 richtete ein Zyklon bei Innisfail südlich von Cairns verheerende Schäden an. Der bisher folgenschwerste Wirbelsturm in der jüngeren Geschichte Australiens war Tracy. Dieser Zyklon der Kategorie vier hatte 1974 die Stadt Darwin zerstört. 71 Menschen kamen damals um. Experten gehen davon aus, dass die Unwetter über Nordqueensland mindestens 48 Stunden anhalten werden.

Viele Bewohner der gefährdeten Gebiete waren schon am Montag und Dienstag in Sicherheit worden - zum Teil gegen ihren Willen. Am Mittwoch genügten die von der Regierung erstellten zyklonsicheren Evakuierungszentren dem Ansturm der Schutzsuchenden nicht mehr. Sicherheitskräfte mussten Menschen abweisen. In Cairns wurde ein großes Einkaufszentrum zur Notunterkunft für 2000 Menschen. In einer Schule haben drei Österreicher Unterschlupf gefunden. Sie waren nur auf der Durchreise.

Zweite Herausforderung

Für die Wirtschaft von Queensland ist der Zyklon die zweite große Herausforderung in kurzer Zeit. Im Jänner lagen nach wochenlangen Regenfällen weite Teile des Südens unter Wasser. In Brisbane wurden ganze Stadtteile überschwemmt. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben. Noch immer sind Dutzende von Kohleminen entweder gesperrt oder nur teilweise für die Kohleförderung geöffnet.

Im vom Zyklon betroffenen Gebiet zwischen Cooktown und Townsville sind die Agrarindustrie und der Tourismus die dominierenden Wirtschaftszweige. Wieder werden Millionenschäden prognostiziert. (Urs Wälterlin, DER STANDARD-Printausgabe, 3.2.2011)