Während die Welt gebannt den Umbruch im Nahen Osten beobachtet, der ernste geostrategische Auswirkungen auf Israel haben könnte, müssen sich israelische Politiker und Medien mit einer Farce um die Ernennung des neuen Generalstabschefs befassen. Erstmals in der Geschichte des Landes wurde die Ernennung eines obersten Armeekommandanten widerrufen. General Joav Galant hätte demnächst den Befehl über die Streitkräfte übernehmen sollen. Wegen einer Grundstück-Affäre wurden aber Zweifel daran immer stärker, ob der 52-jährige Karriereoffizier über die für dieses Amt notwendige persönliche moralische Integrität verfügt.

 

Galant soll sich in der Landwirtschaftssiedlung Amikam eigenmächtig auf öffentlichem Boden ausgebreitet und danach gegenüber einem Gericht gelogen haben. Wegen der Schatten über dem Kandidaten hatte sich die Ernennung verzögert, was in der Armee für Verunsicherung sorgte.

Die Kritik richtet sich nun gegen Verteidigungsminister Ehud Barak: Er hätte mit der Ernennung trotzdem noch weiter zuwarten sollen, heißt es, bis die Vorwürfe gegen Galant restlos aufgeklärt sind. Doch Barak ist mit dem gegenwärtigen Armeechef Gabi Aschkenasi heillos zerstritten und wollte ihn so rasch wie möglich loswerden. Weil die beiden einfach nicht mehr miteinander können, wird jetzt auch Aschkenasis Amtszeit nicht verlängert, was die natürlichste Übergangslösung gewesen wäre. Vielmehr soll mit General Yair Naveh ein provisorischer Armeechef für bloß zwei Monate bestellt werden, wodurch die Krise nur prolongiert wird.

Barak solle wegen der peinlichen Fehlleistung zurücktreten, forderte die Opposition. Er füge der Armee und damit dem Land Schaden zu. Gerade jetzt, da der Frieden mit Ägypten gefährdet scheint, müsse die Armee eine klare Führungsstruktur haben und in Ruhe neue Pläne ausarbeiten können, meinten Kommentatoren. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2011)