Sozialarbeiter in der Schweiz haben sich bestürzt über die jahrzehntelangen Übergriffe eines Kollegen auf mehr als 100 behinderte Kinder und Jugendliche gezeigt. Der Schweizer Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung (INSOS) reagierte am Mittwoch "tief betroffen". INSOS-Chef Ivo Lötscher-Zwinggi forderte eine lückenlose Aufklärung und Hilfe für die Opfer, deren Familien und die Mitarbeiter der betroffenen Einrichtungen. Ihr Vertrauen sei durch die Serie an Missbräuchen erschüttert worden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Bern war der heute 54-Jährige im vergangenen April festgenommen worden. Nach zehnmonatigen ausführlichen Befragungen gestand er nun, in den vergangenen 29 Jahren in neun Pflegeheimen in der Schweiz und in Deutschland mindestens 114 geistig oder körperlich behinderte junge Menschen missbraucht zu haben. Das jüngste Kind soll gerade einmal ein Jahr alt gewesen sein.

Opfer konnten sich teilweise nicht ausdrücken

Berns Polizeisprecherin Florie Marion sagte, viele der Opfer seien sehr schwer behindert gewesen und hätten sich nicht ausdrücken können. Deshalb hätten einige ihrer Angehörigen erst jetzt von dem Missbrauch erfahren. Nach Angaben von Chefermittlerin Gabriele Berger belegen insgesamt 18 Videos sowie Fotos die zahlreiche Taten, die der Mann meist während seiner Nachtschicht begangen habe. Die Aufnahmen zeugten von dem Schmerz und der Hilflosigkeit der Opfer, sagte sie dem Sender SFTV. Nach ihren Angaben wirkte der 54-Jährige bei seiner Festnahme fast erleichtert.

Ein Großteil der Fälle ist inzwischen verjährt, nur in 33 von ihnen kann der Sozialarbeiter noch juristisch belangt werden. Die Ermittler wollen nun wissen, warum der Mann in so vielen unterschiedlichen Einrichtungen arbeitete. (APA)