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Foto: AP/NASA - Jeff Schmaltz

Sydney - Die ersten Ausläufer des riesigen Zyklons "Yasi" haben am Mittwoch die Nordostküste Australiens erreicht. Zwischen Cairns und Townsville türmten sich vor der Küste kilometerhohe dunkle Wolken. In Ayr südlich von Townsville riss der Wind erste Bäume um. Die Behörden rechneten mit dem schlimmsten Unwetter seit Generationen.

Der Wirbelsturm hat mit 400 Kilometern Durchmesser riesige Ausmaße. "Wir sehen uns einem Sturm mit katastrophalen Proportionen ausgesetzt, und das in einem dicht besiedelten Gebiet", sagte die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh, am Mittwoch. "Es wird sehr, sehr beängstigend."

Kategorie 5

"Yasi" wurde mit erwarteten Windstößen von mehr als 300 km/h auf die höchsten Kategorie Fünf hochgestuft. Er war damit vergleichbar mit Hurrikan "Katrina", der 2005 die Südküste der USA und New Orleans verwüstete.

Für die Flucht sei es zu spät, sagte Bligh. "Die Menschen müssen jetzt Zuflucht finden, wo sie sind." Rund 300.000 Menschen waren weitgehend auf sich gestellt. Die Behörden rieten, Strom und Gas abzustellen und einen kleinen Raum im Innern des Hauses mit Matratzen zu polstern und darin auszuharren, bis der Zyklon vorübergezogen ist.

Flughäfen waren geschlossen. Die Notunterkünfte in Cairns waren überfüllt. Der Küstenstreifen ist populär bei Touristen, die von hier aus das Great Barrier Reef erkunden. Wie viele Ausländer sich dort aufhielten, war unklar.

"Wir haben schon Stromausfälle in Ayr, und der Wind ist stark genug, um große Bäume zu entwurzeln", berichtete Bligh. Das Zentrum des Sturms sollte gegen 15.00 Uhr MEZ über die Küste von Innisfail ziehen. "Yasi" dürfte Dächer abdecken, Wände eindrücken und Bäume und Strommasten umreißen. Die Küstenwache fürchtet eine meterhohe Flut, die tausende Häuser überschwemmen könnte.

Immer wieder Zyklone über Australien

Der Zyklon "Yasi" ist nicht der erste Wirbelsturm, der in Australien schwere Schäden anrichtet. Immer wieder wird das Land von Unwettern heimgesucht. Die Nordostküste ist aber vergleichsweise dünn besiedelt, so dass sich die Auswirkungen meist in Grenzen hielten. Wegen des boomenden Bergbaus sowie der Häfen, Landwirtschaft und des Tourismus ist das Zerstörungspotenzial jedoch größer geworden.

Der größte bisher registrierte Wirbelsturm war der Zyklon "Tracy", der Weihnachten 1974 weite Teile der Stadt Darwin verwüstete und 71 Menschen in den Tod riss. Der Windmesser am Flughafen zeigte damals 217 Kilometer pro Stunde an, bevor das Instrument zerstört wurde. Meteorologen gehen davon aus, dass die Böen von "Yasi" bis zu 300 Kilometer in der Stunde schnell sind.

Zusammenhang mit Erderwärmung möglich

Ob Zyklone wegen der Erderwärmung heftiger werden, können Wissenschafter noch nicht sagen. Eine weltweite Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass in manchen Regionen wie im Westpazifik und in Australien die Zahl der Zyklone insgesamt abnehmen könnte. Allerdings rechnen die Forscher mit mehr Stürmen der beiden höchsten Kategorien 4 und 5.

Auch Hurrikane und Taifun als Bezeichnung möglich

Zyklone sind tropische Wirbelstürme über dem Indischen Ozean und Australien. Der Name ist von dem griechischen Wort kiklonas abgeleitet und bedeutet "der Rotierende". Ein Zyklon entsteht, wenn das Oberflächenwasser mindestens 26 Grad warm ist und stark verdunstet. In der Nähe des Äquators ist die Erdrotation stark genug, um daraus Wolkenwirbel zu bilden. Vergleichbare Wirbelstürme in anderen Teilen der Welt werden Taifun oder Hurrikan genannt.

Diese Wirbelstürme können einen Durchmesser von bis zu 1000 Kilometern haben. In ihrem Mittelpunkt, dem 20 bis 40 Kilometer großen Auge, herrscht Windstille. Im Randbereich können dagegen Windgeschwindigkeiten von bis zu 400 Kilometern pro Stunde erreicht werden. Zyklone werden je nach Stärke auf einer Skala von 1 (119 bis 153 Stundenkilometer) bis 5 (schneller als 249 Stundenkilometer) eingeteilt.

(APA)