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Mit der Kernfunktion seiner künftigen Tätigkeit hat Markus Beyrer wenig Erfahrung. Als ÖIAG-Chef wird er die Beteiligungen Post, Telekom und OMV maßgeblich über Stimme in der Hauptversammlung und Sitz im Aufsichtsrat der drei Wiener Börsen-Schwergewichte steuern. Sein bisher einziges Mandat in einem Kontrollgremium währte im Vorjahr nur kurz: Im Juni wurde der Noch-General der Industriellenvereinigung in den Aufsichtsrat des staatlichen Straßenbauers Asfinag gewählt, den er nach sechs Wochen schon wieder verließ, ohne an einer Sitzung teilgenommen zu haben.

Der Grund: Verkehrsministerin Doris Bures verhinderte die bereits paktierte Ernennung Beyrers zum Aufsichtsratspräsidenten der Asfinag. Nun kommt der zweifache Vater doch zum Zug im staatsnahen Bereich, wobei Proponenten das Manko an unternehmerischer Erfahrung nicht gelten lassen. Als Generalsekretär der Industrie habe er nicht nur das eigene Haus gut geführt, sondern nach außen hin in allen wirtschaftspolitischen Agenden Professionalität und Verhandlungsstärke bewiesen. Darauf komme es letztlich an, meint ein Befürworter.

Als zielstrebiger Stratege gilt der 45-Jährige, der seit Jahren als Zukunftshoffnung der Volkspartei gilt, seit er unter Vizekanzler und Kanzler Wolfgang Schüssel als wirtschaftspolitischer Berater agierte. 2008 soll er sogar in einem Szenario, in dem Josef Pröll das Außenamt geleitet hätte, als Finanzminister im Gespräch gewesen sein. Nach sechseinhalbjähriger Tätigkeit im altehrwürdigen Haus am Wiener Schwarzenbergplatz zog es den Juristen und Handelswirt zuletzt stärker ins Unternehmertum. Dieser Schritt sein nun "halb" gelungen, wie ein Weggefährte meint.

So umstritten die ÖIAG unter Peter Michaelis war und ist, so unbestritten ist die Bedeutung der Holding für den Standort. Mehr als 70.000 Mitarbeiter sind in den drei Beteiligungen tätig, noch dazu in Schlüsselsektoren. Beyrer gilt als einer, der zwar Privateigentum favorisiert, allerdings pragmatische Lösungen bevorzugt. Dass die vom einstigen EU-Kadetten angestrebte Weiterentwicklung der Staatsholding gelingt, ist angesichts des Widerstands der SPÖ mehr als fraglich. Teile der Partei sehen in ihm den neoliberalen Schüssel-Jünger und betreiben Totalopposition gegen die von der Industrie gelenkte ÖIAG. Beyrer passt nicht nur wegen seiner in diesen Kreisen grassierenden Jagdpassion bestens in das Umfeld. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2011)