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David Hasselhoff ganz unten. Also dort, wo in Österreich oben ist - weshalb er nun wieder für uns singt.

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Wien - Österreich ist das einzige Land der Welt, in dem mehrere seiner Lieder auf Platz eins der Hitparaden hochschnellten. Das Album Night Rocker, die Singles Looking For Freedom, Crazy For You und Do The Limbo Dance sorgten 1989/90 für Furore.

Der Mann aus Hollywood mit dem schwarzen Wunderauto namens K.I.T.T. spielte damals nicht nur nah am Bierzeltschlager gebaute Hits ein. Nach dem Ende der TV-Serie Knight Rider 1986 wirkte er ab 1989 als Badewaschl in Baywatch mit, der mit weltweit einer Milliarde Zuschauern erfolgreichsten Busen-Beine-Po-Serie aller Zeiten. Recht schönen Dank an dieser Stelle auch an Pamela Anderson.

Der auf den deutschen Raum begrenzte musikalische Erfolg David Hasselhoffs mag weniger darin begründet liegen, dass das österreichische Volk so begnadet für das Schöne speziell in der Tonsetzkunst ist. Eher schon mag es am Geschick des Kitzbüheler Produzenten Jack White gelegen haben. Dieser fand aufgrund guter Kontakte zu Funk und Fernsehen Redakteure, die diese einfachen, aber ehrlichen Lieder senden mochten. Wahrscheinlich kommt es den Österreichern entgegen, wenn selbst die Reichen und Schönen jene Unzulänglichkeiten aufweisen, die sie wieder aufs gängige menschliche Niveau drücken. Bescheidene Talente, wenig Charisma, ungelenkes Auftreten, Angst vorm Tanz.

Hasselhoff brachte übrigens ebenfalls 1989 als Folge eines Konzerts an der Berliner Mauer mit dem Lied Looking For Freedom diese noch im selben Jahr zum Einsturz. Zumindest aus seiner Sicht. Obwohl es nicht wenige Leute gibt, die den Anfang vom Ende des Eisernen Vorhangs bereits mit der Sowjet-Tour von Boney M 1978 datieren.

Boney M brachten damals lange vor Hasselhoff mit Freiheitsversprechungen wie "Ra-Ra-Rasputin, lover of the russian queen" die realsozialistischen Verhältnisse zum Tanzen.

1989 aber nahm man The Hoff, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, die Öffnung der Ostgrenzen im Westen unverständlicherweise ziemlich übel. Jack White ließ ihn parallel zur Mauer aufgrund einer Frauengeschichte fallen. The Hoff hinterging Jack White mit Frau White. Herr White nahm sich deshalb der Kunst des Hansi Hinterseer an. Der Rest ist Geschichte.

Hasselhoff zog sich in die Schauspielerei zurück und erwirtschaftete bis 2003 mit Baywatch an die 100 Millionen US-Dollar.

Als Produzent sorgte er dafür, dass inhaltsreiche Drehbücher oder zickige Darstellerinnen nicht zu einer Kostenexplosion führten. Privat setzte er eine Ehe in den Sand - und zuletzt den Versuch, als singendes Jurymitglied von American Idol in den USA als Musiker Fuß zu fassen.

Ganz am Boden angelangt war The Hoff 2007. Ein von seiner Tochter gedrehter, auf Youtube millionenfach abgerufener Film zeigt ihn, wie er betrunken versucht, auf dem Boden kauernd einen Burger zu vertilgen. Das war nicht schön.

In Österreich lieben wir es, wenn die Leute ganz unten in ihrem "potscherten Leben" ankommen. Endlich kann man ihnen helfen. Das beförderte das 2010 vom Musikantenstadl ermöglichte Comeback Hasselhoffs. Er tourt nun durch unser Land. Ob sein berühmtes Auto K.I. T.T. so wie einst beim legendären Wiendebüt wieder mit dabei sein wird, bleibt bis zuletzt geheim. (Christian Schachinger/DER STANDARD, Printausgabe, 2. 1. 2011)