Es brummt tief, die Schreibtischplatte vibriert, die Waschmaschine kann es nicht sein, weil sie gar nicht angeschaltet ist, also: Erdbeben. An einem Abend im vergangenen Oktober war das so. Das Epizentrum lag weit draußen im Marmarameer, meldeten die Nachrichtensender in Istanbul später, Stärke 4,4 wurde gemessen. In drei Sekunden war der Spuk vorbei. Aber dann gibt es immer ein nächstes Mal, und vor dem nächsten Mal fürchtet sich der Istanbuler besonders. 64 Prozent sicher ist, dass die größte Stadt der Türkei bis 2030 noch einmal wackelt, wie sie es bei der Katastrophe von 1999 getan hat, so haben Seismologen vom Bosporus-Kandilli-Observatorium nun errechnet. Zu 95 Prozent steht fest, dass es bis 2090 geschieht. Da sind wir zwar alle nicht mehr da, aber dann gibt es eben noch Leute wie den aserbaidschanischen Professor Elcin Halilov, der behauptet, das nächste Beben in der Metropole mit vielleicht 17 Millionen Einwohnern kommt zwischen jetzt und 2013.

Wohnungen sucht man sich in Istanbul deshalb auch nach Erdbebenkritierien. Nicht so schlau zum Beispiel: Dreizimmer-Appartment im vierten Stock eines neuen Wohnhauses in Kuzguncuk - asiatische Seite/Bosporus-Blick -, das auf einem Hügel steht, der so steil ist, dass schon der Makler im Auto ordentlich angasen muss. Dieses Haus wird nach dem nächsten großen Beben vermutlich nicht mehr dort stehen, so viel begreift auch der Laie. Die Faustregel lautet: Vierstöckig ist besser als zehnstöckig; Häuser, die vor 1999 gebaut wurden und das große Erdbeben überstanden haben, sind ok; bei später gebauten Häusern den Makler fragen, ob sie die vorgeschriebenen Auflagen für die Erdbebensicherheit erfüllen und seine Reaktion abwarten.

Schuld an allem ist die nordanatolische Verwerfung, diese knapp 1000 Kilometer lange geologische Linie, die Nordtürkei entlang des Schwarzen Meeres hindurch, über das Marmarameer bis nach Griechenland. Istanbul liegt am Rand dieser Verwerfung. Das große Beben von 1999, als 18.000 Menschen starben, hatte sein Epizentrum in der Stadt Izmit und gilt nur als Warnung für das Mega-Beben in Istanbul.

Weil es tief im Untergrund dauernd zwischen eurasischer und anatolischer Platte knirscht, wackelt oben in der Türkei jeden Tag mehrmals die Erde. Das Nachrichtenportal haberX zum Beispiel hat eine tägliche Beben-Übersicht. Auf der Webseite ganz nach unten scrollen, rechts über den Totozahlen steht die Erdbeben-Tabelle ...


SON DEPREMLER

Zaman                Şiddet  Yer
01.02.2011 14:05  2,4 İZNİK (BURSA)
01.02.2011 13:33  2,6 ONİKİ ADALAR (AKDENİZ)
01.02.2011 13:03  2,9 GERGER (ADIYAMAN)
01.02.2011 07:55  3,1 TANIR-AFŞİN (KAHRAMANMARAŞ)
01.02.2011 07:24  2,6 OSMANİYE
01.02.2011 04:55  3,1 ONİKİ ADALAR (AKDENİZ)
01.02.2011 02:07  2,5 AKHİSAR (MANİSA)
01.02.2011 01:02  3,0 ORTAKLAR-GERMENCİK (AYDIN)
31.01.2011 18:47  2,7 AKDENİZ
31.01.2011 16:37  2,2 EDİNCİK-BANDIRMA (BALIKESİR)