Bild nicht mehr verfügbar.

Halbwegs gute Aussichten am Jobmarkt haben Jüngere, weniger gut sieht es hingegen bei den Älteren aus.

Foto: Reuters

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Österreich ist im Vergleich der Arbeitslosenquote unter den 27 EU-Ländern im Dezember 2010 auf Platz drei abgerutscht. Die Niederlande verzeichneten mit 4,3 Prozent die niedrigste Quote, gefolgt von Luxemburg (4,9) und Österreich (5,0). Noch im August des vergangenen Jahres war Österreich sogar an erster Stelle mit der geringsten Arbeitslosigkeit EU-weit gelegen. Der Durchschnitt der EU-27 lag im Dezember bei 9,6 Prozent, innerhalb der damals noch 16 Euro-Länder (Estland trat der Gemeinschaftswährung erst im Jänner 2011 bei) lag der Satz bei 10,0 Prozent.

Die Erholung auf dem heimischen Arbeitsmarkt hat sich dennoch auch zu Beginn des laufenden Jahres fortgesetzt, betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) zu den heute, Dienstag, veröffentlichten Jänner-Arbeitsmarktdaten. Inklusive Schulungen waren 378.771 Personen ohne Job. Das waren um 23.921 Arbeitslose (minus 5,9 Prozent) weniger als vor einem Jahr. "Das ist der stärkste Rückgang seit der Wirtschaftskrise", so der Minister. Darüber hinaus habe jeder dritte Arbeitslose oder 102.594 Personen eine fixe Wiedereinstellungszusage, um 8.158 Betroffene mehr als im Vorjahresmonat.

Die aktive Beschäftigung legte im Jänner um 1,9 Prozent oder um 59.000 auf 3.230.000 Personen zu. Die Arbeitslosenrate nach nationaler Definition ging um 0,4 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent zurück. Die Arbeitslosenrate nach Eurostat betrug 5,1 Prozent (+0,4 Prozentpunkte; letzter verfügbarer Monatswert vom November).

Weitere Impulse setzen

Für das Gesamtjahr 2011 ist Hundstorfer vorsichtig: "Dieses Jahr wird in punkto Arbeitsmarkt sicher nicht einfach werden". Man werde aber alles unternehmen, um weitere Impulse für den Arbeitsmarkt zu setzenTrotz eines Zuwachses bei den offenen Stellen sei mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten zu rechnen, betonte AMS-Chef Johannes Kopf im ORF-Mittagsjournal. Das Arbeitskräftepotenzial werde durch das Auslaufen der Übergangsfristen im Mai d.J. steigen, allerdings im bewältigbaren Umfang. Zuletzt ging das AMS von zwischen 10.000 und 20.000 Arbeitskräften aus, die nach Österreich kommen werden. Dazu kommen vermehrt Frauen, die aus der Karenz auf den Arbeitsmarkt zurückkehren, wenn die Situation so wie jetzt günstig ist. Das AMS gehe im "worst case" für das Gesamtjahr 2011 von einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Erst für 2014 erwartet das AMS (Prognose von Mitte Jänner) einen deutlichen Rückgang, und zwar im Jahresschnitt um rund 16.500 auf 229.300 Arbeitslose.

Männer haben profitiert

Mit einem Rückgang um 6,4 Prozent auf 201.315 Jobsuchende haben vor allem Männer von der anspringenden Industriekonjunktur profitiert. Der Rückgang bei den Frauen betrug lediglich 0,2 Prozent auf 108.269 Betroffene. Nach Branchen ging die Arbeitslosigkeit in der Industrie mit minus 20 Prozent auf 30.178 Jobsuchende am kräftigsten zurück. Aber auch Arbeitskräfteüberlasser (minus 3,7 Prozent), Handel (minus 6,4 Prozent) und der Bau (minus 5,4 Prozent) verzeichneten sinkende Arbeitslosenzahlen. Gestiegen ist hingegen die Arbeitslosigkeit im Gesundheits- und Sozialwesen. Dies sei aber auf den verstärkten Andrang in diese Zukunftsbranchen zurückzuführen, so Hundstorfer.

Lehrstellenmarkt entspannt sich

Bei den Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren waren trotz des deutlichen Rückganges um 7,8 Prozent immer noch 46.320 Personen ohne Job. Der Lehrstellenmarkt habe sich aber mit 6,5 Prozent mehr an offenen Lehrstellen und 4,9 Prozent weniger Lehrstellensuchenden weiterhin positiv entwickelt, so der Minister. In zwei Bundesländern, Salzburg und Tirol, gab es sogar wesentlich mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende.

Leicht zugenommen hat im Jänner allerdings die Arbeitslosigkeit bei den Älteren über 50-jährigen und zwar um 0,9 Prozent auf 65.626 Betroffene.

Regional nahm die Arbeitslosigkeit bis auf Wien in allen Ländern ab. Am kräftigsten war der Rückgang in Vorarlberg mit minus 17 Prozent, gefolgt von der Steiermark mit minus 11,5 Prozent, Oberösterreich mit minus 9,3 Prozent und Tirol mit minus 8,6 Prozent. In Salzburg sank die Zahl der Arbeitslosen um 7,1 Prozent, im Burgenland um 4,7 Prozent, in Niederösterreich um 4,5 Prozent und in Kärnten um 3,4 Prozent. In Wien hingegen nahm die Zahl der Jobsuchenden im Jahresvergleich um 5,7 Prozent auf 87.639 Betroffene zu.

Kürzere Verweildauer

Deutlich verringert hat sich im Jänner auch die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit und zwar um 6 auf 87 Tage.

ÖGB-Arbeitsmarktsprecher und vida-Vorsitzender Rudolf Kaske fordert in einer ersten Reaktion auf die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt eine ausreichende Finanzierung der Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice (AMS). Bei den Kursen dürfe nicht nachgelassen werden. Er gehe von einem AMS-Förderbudget für heuer von 982 Mio. Euro aus und hoffe dass dieses so schnell wie möglich im AMS-Verwaltungsrat beschlossen werde. Die Hälfte der Mittel sollte zur Qualifikation von Frauen eingesetzt werden, so der Gewerkschafter. (APA)