Belgrad - Der ehemalige Chef des jugoslawischen Militärnachrichtendienstes, Aca Tomic, ist am Montag zwecks Anhörung festgenommen worden. Wie der Belgrader Sender B-92 berichtete, steht Tomic unter dem Verdacht, den jahrelang gesuchten früheren Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, der vor dem Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien (ICTY) angeklagt ist, versteckt zu haben. Die Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen hatte den Fall Tomic im November übernommen. Der einstige Chef des Militärnachrichtendienstes stand in den letzten Jahren immer wieder im Zentrum von Gerüchten, ein Helfer von Mladic zu sein.

Tomic war zwischen 2001 und 2003 Chef des Militärnachrichtendienstes. Nach dem Mordanschlag auf Premier Zoran Djindjic wurde er wegen Kontakten zu den Mördern, Angehörigen der serbischen Sonderpolizeieinheit "Rote Barette", und einer Belgrader Mafia-Gruppe, festgenommen. Nach drei Monaten kam Tomic wieder frei. Später war er auch im Zusammenhang mit einer Gruppe von Mladic-Helfern einvernommen worden, die Anfang 2006 in Belgrad festgenommen wurden.

Der ehemalige Generalstabschef Nebojsa Pavkovic behauptete vor einiger Zeit, dass Tomic im Jahr 2002 Kontakt zu Mladic unterhalten habe. Zu jener Zeit hatten mehrere Belgrader Medien über Geheimtreffen von Tomic und Mladic berichtet. Beweise waren keine erbracht worden. Mladic wird sich vor dem Haager UNO-Tribunal wegen Genozids in Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen während des Bosnien-Krieges (1992-95) zu verteidigen haben.

In der serbischen Öffentlichkeit genießt Tomic den Ruf, dem einstigen jugoslawischen Präsidenten und späteren serbischen nationalkonservativen Premier Vojislav Kostunica (2004-2008) nahe zu stehen. Diese Verbindung sollte ihn bisher auch vor der Justiz schützen. Kostunica machte während seiner Amtszeit nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen das UNO-Tribunal. (APA)