Schönheitschirurgen haben es schwer. Wolfgang M. aus Wien, der seine Dienste im Internet auch auf Russisch anbietet, weiß ein Lied davon zu singen: Immerzu werde "von Schönheitswahn, Schönheitskult, Schönheitsdiktat gesprochen", und die Schönheitschirurgen würden kritisiert, "Frauen nach ästhetischen Normen zum perfekt gestylten, herzeigbaren, aber austauschbaren Körper zu modellieren".

Was tun? Nicht nur den Körper korrigieren, damit er herzeigbar wird, sondern auch das Image. Wolfgang M. lud daher - laut Presseaussendung seines Instituts - zu einer durchaus korrekturbedürftigen "Kunstprämiere": Er präsentierte in seiner Ordination als "außergewöhnliches Kunstprojekt" drei Künstlerinnen, darunter eine gewisse Jane Doe.

Und er nutzte den Event zum Philosophieren: Entgegen der weitverbreiteten Meinung verhelfe Schönheitschirurgie "nicht bloß zu einem perfekten Äußeren, sondern vielmehr zu Zufriedenheit und Einklang mit Körper und Seele".

Zudem postulierte er: "Jeder Körper ist ein Kunstwerk." Ob erst nach der Herzeigbarmachung durch ihn oder schon davor, ließ er offen. Keinen Zweifel hingegen ließ Doktor M. daran, dass er sich als Künstler verstehe. Hat er doch "selbst bei Kokoschka und Picasso studiert". Dass er gerade diese beiden als Referenz nennt: Das ist zumindest richtig avantgardistisch. (Thomas Trenkler, DER STANDARD - Printausgabe, 1. Februar 2011)