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Eine der bei den Plünderungen im ägyptischen Museums in Kairo schwer beschädigten Mumien.

Foto: AP/dapd

Berlin - Angesichts der Unruhen in Ägypten kommt die Arbeit der Archäologen im Land vorerst zum Stillstand. Insgesamt sechs MitarbeiterInnen des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) befinden sich im Moment in Ägypten, sagt Institutsdirektorin Sabine Ladstätter. "Wir stehen mit ihnen per Handy in permanentem Kontakt und den Kollegen geht es wirklich gut." Alles, was die Archäologen, die in der Nähe von Assuan graben, über die Lage in Ägypten wissen, wissen sie durch ihre Kollegen in Österreich: "Wir versorgen sie permanent mit den neuesten Nachrichten", so Ladstätter. In Assuan wurden die Grabungen natürlich unterbrochen wurden, obwohl es dort vergleichsweise ruhig sei, so Ladstätter. "Deshalb bleiben die Kollegen auch dort." Denn am Flughafen in Kairo, über den sie ausfliegen müssen, herrscht Chaos.

Auch das Deutsche Archäologische Institut (DAI) hat seine Grabungsarbeiten vorübergehend eingestellt. In Luxor und Assuan seien die Archäologen aus Deutschland zur Zeit nicht vor Ort, erklärte eine DAI-Sprecherin am Montag in Berlin. In der DAI-Niederlassung in Kairo seien die Sicherheitsmaßnahmen aus Sorge um Plünderungen erhöht worden, ein Mitarbeiter halte rund um die Uhr die Stellung. Für das DAI arbeiten in Kairo acht fest angestellte Mitarbeiter sowie zur Zeit rund 30 weitere Wissenschafter. Viele Experten aus Deutschland seien nun zum eigenen Schutz in Wohnungen zusammengezogen.

Plünderungen im archäologischen Museum

Am vergangenen Wochenende war es während der Unruhen zu Plünderungen und Beschädigungen von archäologischen Schätzen im ägyptischen Museums in Kairo gekommen. Die langjährige Direktorin des Museum, Wafaa el Saddik, hat das Wachpersonal und Polizisten dafür verantwortlich gemacht. "Das waren die Wächter des Museums, unsere eigenen Leute", sagte Saddik dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Einige der Polizisten hätten offenbar vorher ihre Jacken ausgezogen, "um nicht als Polizisten erkennbar zu sein". Eine zweite Gruppe der Täter sei von hinten über eine Feuerleiter durch die Dachfenster eingestiegen. Die Zerstörungen seien allesamt im ersten Stockwerk angerichtet worden, wo sich auch der berühmte Schatz des Tutanchamun befindet.

"Es sind sehr viele Figuren auf den Boden geworfen und zerstört worden, darunter auch Götterfiguren aus dem Schatz des Tutanchamun", sagte Saddik. Die Plünderer hätten mehrere pharaonische Schmuckstücke gestohlen. Auch der neue Anbau mit dem großen Andenkengeschäft, der erst im November eröffnet worden war, sei "total ausgeraubt", sagte Saddik, die von 2004 bis Ende 2010 Direktorin des Museums war.

Mumien schwer beschädigt

Auch zwei Mumien aus der Pharaonenzeit wurden bei einem versuchten Diebstahl schwer beschädigt. Gemeinsam mit Sicherheitskräften hätten Demonstranten die Diebe schließlich ergriffen, sagte der Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung, Sahi Hawass, am Sonntag. Die Mumien seien zurück ins Museum gebracht worden, seien aber beschädigt. Was mit den Dieben geschah, war zunächst unklar.

Dutzende Bürger bildeten am Samstag eine Menschenkette um das Ägyptische Museum, das eine der berühmtesten und wertvollsten Antikensammlungen der Welt beherbergt, um Plünderungen zu verhindern. Angesichts der Plünderungen rief die Armee "das ägyptische Volk zum Schutz der Nation" auf. Die Armee marschiert seit Freitagabend in den großen Städten des Landes auf.

Am Sonntag konnten ägyptische Streitkräfte weitere Plünderungen verhindern.  Etwa 50 Männer hätten demnach versucht, ins Ägyptische Museum in Kairo einzubrechen. Die Streitkräfte erklärten am Montag, 35 Männer seien am Sonntag festgenommen worden, 15 weitere am Montag. Auf dem Dach des Gebäudes waren Scharfschützen postiert, andere Soldaten patrouillierten in der Umgebung. Die Soldaten erklärten, sie hätten Anweisungen erhalten, nicht zu schießen, sondern nur das Gebäude zu schützen.

Hawass wird Minister für Altertumsgüter

Zahi Hawass, der bisherige Leiter der Behörde für Antikenverwaltung, wurde unterdessen zum neuen Minister für Altertumsgüter ernannt. "Wenn das Museum sicher ist, ist Ägypten sicher", sagte er. (red/APA/dpa)