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Hört die Signale: Ägyptens Staatschef Mubarak und US-Präsident Obama.

Foto: REUTERS/Jim Young/Files

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Militärischer Gleichklang: US-General John Abizaid, damals US-Befehlshaber der Truppen im Irak und Afghanistan, und der ägyptische Verteidigungs- und Rüstungsminister Mohammed Hussein Tantawi.

Foto: Foto:Amr Nabil, File/AP/dapd

Fast dreißig Jahre ist es her, dass islamistische Verschwörer den damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Anwar as-Sadat während einer Parade in Kairo ermordeten. Die Gruppe al-Dschihad, später lange von Bin Laden-Vize Ayman Al-Zawahiri geführt, wollte dem Vernehmen nach durch den Mord an Sadat eine Volksrevolution entfachen. Weit kamen die Islamisten nicht, im Gegenteil: der Friedensvertrag mit Israel, den Sadat zwei Jahre zuvor unterzeichnet und der ihn von großen Teilen der arabischen Welt entfremdet hatte, blieb aufrecht.

Historische Ausnahme

Und Hosni Mubarak, der von den Kugeln der Attentäter knapp verfehlt wurde und dem ermordeten Sadat nachfolgte, entfachte eine Verhaftungswelle gegen Islamisten und die, die von seinem Regime dafür gehalten wurden. Den Frieden mit Israel hielt Mubarak aufrecht, sehr zum Missfallen vieler seiner arabischen Konterparts, die das Begräbnis des "Verräters" Sadat in Bausch und Bogen boykottiert hatten.

Heute fürchtet Israel, dass der mögliche Sturz des Sadat-Erben Mubarak und seines Regimes diese historische Ausnahme zunichte machen könnte. Außer Kairo hat bis dato nur Jordanien mit dem jüdischen Staat Frieden geschlossen. Und mit Jerusalem haben auch die USA, Verbündete beider Länder, Angst vor dem Verlust ihres engsten Partners in der arabischen Welt.

Seitenwechsel im Kalten Krieg

Dieses Bündnis, ein Meisterstück der US-amerikanischen Diplomatie, geht zurück bis zum Anfang der 70er-Jahre, als Israel am Jom Kippur-Feiertag von einer sowjetisch gerüsteten Koalition aus ägyptischen und syrischen Truppen angegriffen wurde. Nach seiner Niederlage wechselte das Regime in Kairo die Fronten im Kalten Krieg, wandte sich den USA zu und schloss nach den Verhandlungen von Camp David mit dem damaligen israelischen Premier Menachem Begin Frieden.

Milliardenbeihilfen für Frieden

Die Vereinigten Staaten ließen sich ihren neuen strategischen Partner in Nahost eine Menge kosten. Ägypten erhält seither mehrere Milliarden Dollar pro Jahr an militärischer und finanzieller Hilfe, Israel ebenso. Zwei Drittel der Hilfsgelder, aktuell 1,5 Milliarden Dollar, fließen mehr oder minder direkt an die ägyptischen Streitkräfte, gegenwärtig die zehntgrößte Armee der Welt. Präsident Mubarak, unter Sadat erst Luftwaffenchef und später Vizepräsident, hat in den bisher drei Jahrzehnten an der Macht bis auf eine Ausnahme immer an dem Bündnis mit Washington festgehalten - 2003 lehnte er den Einmarsch im Irak ab, während er den ersten Golfkrieg der USA 1991 noch unterstützt hatte.

Enge Verbündete

Wie nicht zuletzt durch die Wikileaks-Depeschen aus den US-Botschaften ruchbar wurde, steht, beziehungsweise stand Hosni Mubarak Seite an Seite mit dem saudischen Potentaten Abdullah, wenn es um einen möglichen Angriff auf das iranische Atomprogramm geht. Ägypten unter Mubarak blieb auch ruhig, als israelische Kampfjets grenznahe Hamas-Stellungen im Gazastreifen bombardierte. Deshalb muss Israel für eine möglicherweise nahende Zeit nach Mubarak jedenfalls mit einer Verschlechterung der Beziehungen rechnen, wie etwa die liberale israelische Tageszeitung Haaretz schreibt. Einen so engen Verbündeten am Nil wie den greisen Diktator zu finden, dürfte der Regierung von Benjamin Netanyahu schwerfallen - jener von Barack Obama wohl ebenso. (flon/derStandard.at, 31.1.2011)