Amsterdam - Schon 2010 hatten britische Forscher berichtet, dass Schimpansen sich um sterbende Gruppenmitglieder kümmern und sich nur schwer von ihren Kindern trennen können, wenn diese gestorben sind. Tote Babies werden im Extremfall noch in längst mumifiziertem Zustand herumgetragen. 

Neue Video-Aufnahmen erbringen weitere Hinweise dafür, dass Schimpansenmütter um tote Kinder trauern. Es wirke ergreifend und weiche ganz eindeutig vom Gebaren im Umgang mit lebenden Affenjungen ab, berichtete am Freitag ein Team des niederländischen Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik im "American Journal of Primatology".

 

Quelle: YouTube/Max-Planck-Institut für Psycholinguistik

Im Affenschutzgebiet Chimfunshi in Sambia beobachteten und filmten die Forscher unter Leitung von Katherine Cronin, wie eine Schimpansenmutter die Leiche ihres mit 16 Monaten gestorbenen Jungen mehr als einen Tag lang mit sich herumtrug, immer wieder auf den Boden legte und mit ihren Fingern über dessen Gesicht und Nacken strich. "Sie blieb zunächst fast eine Stunde neben der Leiche und trug sie dann zu einer Gruppe von Schimpansen und sah zu, wie diese sie untersuchten", berichteten die Forscher. Erst am nächsten Tag habe sie die Leiche nicht mehr bei sich getragen.

Bisher sei zu wenig erforscht, wie Primaten auf den Tod naher Angehöriger reagieren, was sie davon verstehen und ob sie tatsächlich trauern, sagte Cronin. Die umfangreichen Videoaufzeichnungen aus Chimfunshi böten Möglichkeiten für weitere Verhaltensforschungen. Die Videos würden Betrachter zwingen, darüber nachzudenken, was in den Köpfen von Primaten vor sich gehe, und zugleich ähnliche frühere Beobachtungen und Aufzeichnen ergänzen sowie das Verhalten von Schimpansen teils in neuem Licht erscheinen lassen. (APA/red)