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"Kampf der Zentauren" ist alles - nur kein Werk von Egon Schiele. Vor wenigen Tagen wurde es bei "Art Loss" als Fälschung registriert. Damit ist es international quasi unverkäuflich.

Foto: Archiv

Wer in dieser Groteske wen über den Tisch gezogen hat, bleibt offen. Die Oberbank hatte ein vermeintliches Ölbild Egon Schieles ohne fachgerechte Expertise zur Besicherung eines Millionenkredits akzeptiert. An die Öffentlichkeit gelangte der Fall über den von einem befreundeten Anwalt (Kreditnehmer) "betrogenen" Eigentümer: Wolfgang F. hatte die Österreich -Redaktion mit Informationen und Dokumenten versorgt, der Bericht erschien am 9. Jänner.

Drei Tage später war die Alpenrepublik um eine Posse reicher: STANDARD-Informationen zufolge entstand das Bild Anfang der 30er- Jahre (Schiele verstarb 1918), gemalt von einem Teilnehmer eines Volkshochschulkurses ("Zeichnen und Malen für Arbeitslose und Ausgesteuerte").

1200 registrierte Fälschungen

Ebendort erwarb Familie Nowotny den Kampf der Zentauren. Fünf Jahrzehnte später verkaufte man die Leinwand einem Antiquitätenhändler - angeblich ohne Keilrahmen, jedenfalls ohne Signatur. Später erhielt das Werk sowohl als auch. Wer diese Verfälschung zu verantworten hat, ist unbekannt. Österreich hatte jedenfalls den putativen "Echtheitsbeweis", illustrierte den Artikel auch mit einem Auszug des "Art Loss Register" und titelte "diese Expertise bestätigt die Echtheit".

Das ist Nonsens, denn die 1991 gegründete internationale Plattform fokussiert auf die Erfassung gestohlener und vermisster Kunst. Der Adressat Wolfgang F. hatte sich auf deren Website registriert und die Eingabemaske mit allen Informationen (falsche Provenienzgeschichte inklusive) befüllt. Kostenpunkt 15 Euro. Das abgebildete Formular, datiert mit 1. September 2010, informiert nur darüber, dass für den Kampf der Zentauren keine Diebstahlsmeldung vorlag. Im Kleingedruckten wird das auch betont. Niemals hat oder würde Art Loss Register die Echtheit eines Werkes bestätigen.

Aber - und das wissen die wenigsten - seit 2006 werden hier auch von Experten der Kunstbranche, Versicherungen und Behörden weltweit gemeldete Fälschungen erfasst. Darunter fallen nicht nur vorsätzlich ausgeführte, sondern auch (mit falschen Signaturen) verfälschte Werke. Das Ergebnis: Selbst bei einer simplem Vermissten- bzw. Diebstahls-Abfrage scheint dieser Eintrag auf. Berücksichtigt man nun, dass der Art-Loss-Check in der Auktionsbranche noch vor der Katalogisierung der Objekte längst zur Tagesordnung gehört und auch immer mehr Kunsthändler diesen Service nutzen, dann sind solche Falsifikate mehr oder weniger aus dem Verkehr gezogen und quasi unverkäuflich. Knapp 1200 solcher "Patienten" hat Art Loss derzeit gelistet, Kampf der Zentauren ist jetzt einer davon.

Der Informationsaustausch unter den (zum Teil haftenden) Vertretern des Kunstmarktes bleibt immer noch der beste Schutz vor Fälschungen. Vor diesem Hintergrund initiierte auch der Bundesverband deutscher Kunstversteigerer (BDK) 2006 ein ähnliches Modell. Allerdings spiegelt diese (nur für Mitglieder verfügbare) "Datenbank kritischer Werke" laut einer aktuellen Aussendung "die subjektive Einschätzung der Kollegen". In Zusammenarbeit mit Künstlernachlässen, Archiven und Autoren von Werkverzeichnissen strebt man jetzt eine fundierte(re) Basis an. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 29./30. Jänner 2011)