Wien - Obwohl Unterrichtsministerin Claudia Schmied noch im Februar die Dienstrechtsverhandlungen mit der VP-dominierten Lehrergewerkschaft starten will, hätten die Personalvertreter wegen der Sonderinteressen der verschiedenen Lehrergruppen noch keine einheitliche Linie gefunden, kritisierte die Unabhängige Lehrergewerkschaft (ÖLI-UG) am Freitag bei einer Pressekonferenz. "Aber wir wollen uns nicht totstellen und der Ministerin jetzt sagen, was wir wollen", betonte deren Vorsitzender Reinhart Sellner. Eckpunkte des von allen Lehrergruppen der ÖLI-UG beschlossenen Forderungskatalogs: 3.600 Euro Gehalt für jeden Lehrer, Anpassung des Dienstrechts an den Arbeitsalltag und mehr Demokratie im Schulsystem.

Geht es nach der ÖLI-UG, muss die Bezahlung von Lehrern radikal vereinfacht werden: Sie soll vom Einstieg in den Beruf bis zur Pensionierung gleichbleiben - mit 3.600 Euro pro Monat soll das Gehalt dann dem über alle 40 Dienstjahre gerechneten derzeitigen monatlichen Durchschnittslohn eines AHS- bzw. BHS-Lehrers entsprechen. Eine Arbeitszeiterhöhung lehnen die Gewerkschafter weiter ab. Finanzminister Josef Pröll (V) habe bei der angekündigten Ausweitung der Neuen Mittelschule (NMS) auch plötzlich mehr Geld für Bildung versprochen, sagte Sellner. Die ÖLI-UG besteht daher weiterhin auf ihrer Forderung nach "den Bildungsmilliarden".

Reformierte Lehrerausbildung als Voraussetzung

Voraussetzung für eine idente Bezahlung aller Lehrer, vom Kindergarten bis zu Schulen mit Maturaabschluss, wäre für die Gewerkschafter eine reformierte Lehrerausbildung. Ziel sei ein gemeinsames Pädagogikum auf universitärem Niveau für alle, mit einem zusätzlichen fachspezifischen Teil, so Wilfried Mayr, Pflichtschulsprecher der ÖLI-UG. Die Masterausbildung solle allerdings nicht berufsbegleitend erfolgen, wehrte er sich gegen den Vorschlag der von Schmied eingesetzten Expertenkommission zur neuen Lehrerausbildung. Außerdem solle der Master nicht nur für Lehrer an AHS und Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) verpflichtend sein.

Essenziell sei auch die Anpassung des Dienstrechts "an die Arbeit, die wir machen - und die schaut anders aus als in den 60ern", so AHS-Lehrer Sellner. Das Dienstrecht müsse alle Arbeiten eines Lehrers abbilden, und die habe in Zeiten von Individualisierung, Kleingruppenunterricht, Koordinierungsarbeit, Schulentwicklungsarbeit etc. nur noch wenig mit den früheren fixen Wochenstundenplänen zu tun. So würden einem Kustoden zwei Wochenstunden für die Wartung der EDV zugestanden; da der Aufwand aber viel größer sei, "stecken manche Kollegen fast ihre ganze Freizeit rein", schildert Gary Fuchsbauer (BHS).

Anstelle von Direktoren wünscht sich die ÖLI-UG außerdem gewählte Schulleitungsteams, denen ein Dienststellenleiter vorsitzt. Dieser soll nicht mehr wie derzeit der Direktor auf Vorschlag der nach Proporzsystem besetzten Bezirks-und Landesschulräte vom Ministerium bestellt werden, sondern aus einem Dreiervorschlag der "Schulversammlung". In dieser sollen, ähnlich wie im Senat an den Unis, neben den Lehrern auch Klassensprecher, Elternvertreter und Vertreter des nicht-lehrenden Personals sitzen. (APA)