Innsbruck - Welche Wirkung "flüchtige organische Substanzen" ("VOCs", Abkürzung für volatile organic compounds, Anm.) auf das Klima haben, ist für die internationale Forschung überwiegend Neuland. Innsbrucker Ionen-Physiker haben ein Verfahren entwickelt, um diese organischen Verbindungen in Echtzeit messen und "dingfest" machen zu können, teilte die Universität Innsbruck am Donnerstag in einer Aussendung mit.

Die Messmethode und das komplexe Wechselspiel dieser "flüchtigen Substanzen" steht bis kommenden Montag im Zentrum der "5th International PTR-MS Conference 2011" im Universitätszentrum Obergurgl. "Diese komplexen Prozesse besser zu verstehen, ist global ein wissenschaftliches Hot topic", betonte Armin Hansel vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck.

Vielfach entstehen Aerosole

Jährlich würden 600 bis 2.000 Teragramm flüchtiger organischer Substanzen in die Erdatmosphäre gelangen, erklärte Hansel. Diese flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffverbindungen - darunter zum Beispiel Kohlenwasserstoffe und Lösungsmittel - würden ständig in die gasförmige Schutzhülle des Planeten dringen. Als Hauptquelle gelten Pflanzen, ein großer Teil stamme aber auch von menschlichen Aktivitäten durch Deponien und die Verbrennung fossiler Energieträger. "Bei der Oxidation solcher 'VOCs' entstehen vielfach Schwebteilchen, sogenannte Aerosole", schilderte der Forscher. Diese würden wiederum als Kondensationskeime wirken und die Wolkenbildung und somit auch unser Klima beeinflussen.

Die Methode, um diese flüchtigen Verbindungen in Echtzeit zu messen, wurde erst durch das am Innsbrucker Institut entwickelte PTR-MS-Verfahren (Protonen-Tausch-Reaktions-Massenspektrometrie, Anm.) möglich. Davor hatten sich zeit- und kostenintensive chemische Verfahren etabliert, die erst im Nachhinein Ergebnisse lieferten. Gegenwärtig werde das PTR-MS-Verfahren von über 150 Forschungseinrichtungen und Unternehmen weltweit eingesetzt.

Die Innsbrucker Forschergruppe unter Leitung von Hansel gelte im wissenschaftlichen Feld der sogenannten "VOC-Spurenanalytik in Echtzeit" als internationaler Vorreiter. Derzeit würden mehrere vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF und der EU geförderte Projekte mit internationaler Beteiligung am CERN und in den USA laufen. (APA)