Dreieinhalb Stunden brauchte man, um die Brucker Murbrücke zu stürzen. Bruck bekommt einen neuen Verkehrsknoten.

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Bruck an der Mur - Ein bisschen wurden die Schaulustigen, die sich bei Kälte und Schneefall neben der Murbrücke eingefunden hatten, an Szenen aus Jurassic Park erinnert: Immer wieder griffen die gelben und orangen Bagger mit Schaufeln und Hydraulikmeißeln ausgestattet die rund 40 Jahre alte Brücke an - vergeblich.

Denn die Stahlbetonbrücke, die Teil der sogenannten Brucker Spinne war, blieb am Donnerstag lange standhaft. Andere Teile der Spinne, einer wenig attraktiven, mehrteiligen Hochbrücke, auf welcher der Verkehr der am stärksten befahrenen Straße der Steiermark (B116) über dem Stadtzentrum umgeleitet wurde, trug man schon im Laufe der letzten Monate ab.

Um zehn Uhr hatte FPÖ-Verkehrslandesrat Gerhard Kurzmann, der selbst in Graz blieb, zum "Fall der Murbrücke" in die Obersteiermark geladen. Nach zwei Stunden seufzten die ersten frustrierten Bauarbeiter hörbar. Polizisten, die das Gelände sicherten, rieben sich die steifen Finger.

Im Café Mandl, das einen verglasten Wintergarten mit Blick auf die Brücke hatte, machte man derweil hohe Umsätze. Alle Tische waren von ganzen Familien besetzt, die sich zwischendurch aufwärmten oder gleich an einem Fenstertisch gespannt auf den Zusammenbruch warteten. Erst gegen 13.30 Uhr fiel schließlich einer der beiden Pfeiler ins Wasser. Sekunden später kollabierte die ganze Brücke, und zwar wie gewünscht gerade nach unten. Wäre sie schräg gefallen, hätte sie das Wasser der Mur gestaut. Von einer Sprengung wurde aus Sicherheitsgründen abgesehen.

Der Fall hätte eigentlich zehn Tage früher stattfinden sollen, musste aber wegen des Wasserpegels der Mur verschoben werden. Zu einer zusätzlichen - vergleichsweise kurzen - Verzögerung kam es am Donnerstag, als man während der Abbrucharbeiten einen kleinen verängstigten und verletzten weißen Hund unweit der Brücke an der Uferböschung entdeckte. Das Tier wurde unter großer Anteilnahme der Zuseher von Arbeitern geborgen und dann von Polizisten versorgt.

Verkehrsknoten 2013 fertig

Die Brückenteile, die nun im Flussbett liegen, werden in den nächsten Tagen weggeräumt. Damit ist ein großer Abschnitt der Bauarbeiten für den neuen Verkehrsknotenpunkt Bruck beendet.

Ab Frühling wird mit dem Straßenbau begonnen, ganz fertig soll der neue Verkehrsknotenpunkt, der den Anrainern weniger Lärm und eine bessere Verkehrsanbindung bringen soll, 2013 werden. Konkret soll die Landstraße B116 vierspurig ausgebaut werden, ein Kreisverkehr integriert und neue Rad- und Gehwege geschaffen werden. Das Land verspricht sich mittelfristig auch Einsparungen, da die Erhaltung von Brücken recht kostspielig ist. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 28. Jänner 2011)