Karl-Heinz Grasser hat schon einmal bessere Zeiten erlebt, und so gut, wie sie einmal waren, werden sie vermutlich auch nicht mehr. Da scheint derzeit jede PR-Offensive vergebens. Dabei ist Grasser selbst ein absoluter Spezialist, wenn es um kurzfristige PR-Erfolge geht. Zu Fragen nachhaltiger Entscheidungen und Strategien sollte man Grasser aber eher nicht zurate ziehen.

Seit 11. November läuft gegen ihn ein Finanzstrafverfahren, Vorwürfe vom Verdacht der Untreue und der strafbaren Geschenkannahme stehen im Raum. Grassers Liechtenstein-Stiftungen und der von den Grünen erhobene Vorwurf, er habe über die Einmietung des Finanzamts Linz in ein Gebäude der Porr öffentlich die Unwahrheit gesagt, während seine Freunde Meischberger und Plech an dem Geschäft gut verdient hätten, lassen die Aufmerksamkeit um seine Person nicht abreißen. Mit hochdotierten Jobangeboten aus der britischen Hochfinanz ist ja seit seiner lasziven Fotostrecke in der deutschen Vanity Fair nicht mehr zu rechnen.

Aber es gibt auch Nachrichten die Grasser vermutlich freuen werden, denn mit seinem jüngsten ZiB-2-Auftritt landete er einen Quotenhit. Trotz journalistischer Anfragen nimmt Grasser in Printmedien seit geraumer Zeit nicht zu den Vorwürfen Stellung. Eindruck zu machen und auszuweichen ist im Print eben ungleich schwerer als in Fernsehen oder Radio. Denn da steht das Match zumeist 1:0 für Grasser.

Kampflächeln

Wie das geht? Grasser hat das Kärntner Klischee einfach inhaliert. Grasser braucht auch keine PR-Berater oder Medientrainer - er ist ein Naturtalent. Jetzt macht lockeres Vielreden noch keinen Inhalt und viel Lachen noch keinen Humor, aber beim 'Einseifen' eines Interviewpartners hilft das enorm. Und gegen Grassers Lächeln ist kein Ankommen.

Sein mediales Verhalten hat sich bewährt: Fragen der Moderatoren schnell und lässig übergehen und die eigenen Botschaften trommeln. Kärntner Lächeln und dazwischen ein staatsmännischer Blick. Während die Gegenseite noch die nächste Frage formuliert, hat Grasser schon für jedermann verständlich den Sachverhalt erklärt, um mit dem Subtext "Grasser ist supersauber, alles nur Verschwörung" gekonnt ins Finish zu gehen. Dabei ist Grasser auch authentisch, verstellen muss er sich maximal beim staatsmännischen Blick. Und Grasser ist dabei auch noch sympathisch. Man kann Kärntnern einfach so schlecht böse sein. Wir wären halt alle gerne so locker, lustig und leicht.

Am nächsten Tag sieht die mediale Welt freilich anders aus, aber für wenige Minuten hatte Grasser wahrscheinlich die Deutungshoheit zurückerobert.

Freilich, als Marke ist Schüssels einstiger Hoffnungsträger schwer ramponiert, daran können weder Grassers ORF-Auftritte noch seine medienwirksamen Partys mit der Kitzbühler Society etwas ändern. Denn ob Grasser sich jetzt - rein hypothetisch gedacht - einen Audi A9 in Deutschland kauft und in Ingolstadt anmeldet, um in Österreich Steuern zu sparen oder seine 'Großmutter verkauft' - wen würde das noch überraschen? Er scheint nur einfach dreister zu sein als andere. Derzeit könnte man als Beobachter den Eindruck gewinnen, dass Grasser keine anderen Spuren als Finanzminister hinterlässt, als jene, eigenen Interessen nachgegangen zu sein.

Für einen lustigen Karaoke-Abend mit Hansi Hinterseer reicht das aber allemal. Hansi Hinterseer ist zwar kein Kärntner, aber auch eine ausgesprochene Frohnatur und zudem ein Quotenkaiser - allerdings ohne Ärger mit der Staatsanwaltschaft. Da könnte jetzt vermutlich selbst Karl-Heinz Grasser ein wenig neidisch werden. (Christina Aumayr-Hajek, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 28.01.2011)