Katrina Daschner lässt den Chor in Glamour-Outfits und Perücken mit Elementen der Neo-Burlesque spielen: "Flamingo Massacre", 2011.

Foto: Gal. Krobath

Wien - Jede Performance braucht eine Bühne, und von diesen hat Katrina Daschner schon viele kreiert: Von 2001 bis 2002 organisierte die Otto-Mauer-Preisträgerin 2010 gemeinsam mit Johanna Kirsch und Stefanie Seibold den Performance-Raum Salon Lady Chutney. Es folgten Auftritte mit der Band SV Damenkraft, mit der die Künstlerin auch die Aufführung der Neo-Burlesque Orlanding the Dominant für das Brut erarbeitete.

Daneben verwandelte Daschner allerdings auch Ausstellungsräume (Kunsthalle Krems, Kunsthalle Wien u. a.) in Bühnen, auf denen sie sexualisierte Gewalt und Geschlechternormen verhandelt, aber auch lesbische Selbstentwürfe ausgestellt hat.

Mit Bezug auf das im New York der 1990er-Jahre aufkommende Genre der Neo-Burlesque hat sie sich zuletzt auf eine Filmtrilogie konzentriert, von der bisher zwei Produktionen (Hafenperlen, 2008, Aria de Mustang, 2009) in Umlauf sind. Wichtiges Element ist jeweils ein lesbischer Chor, der die Performance der Künstlerin rahmt: Am Ende von Hafenperlen kommentiert der Chor herzhaft lachend das verführerische Spiel zwischen einer Tänzerin und einem Matrosen (beide dargestellt von Katrina Daschner), und in Aria de Mustang bricht er angesichts der mit softpornografischen Bildern gefeierten lesbischen Sexualität in freudiges Gejohle aus.

In Daschners erster Einzelausstellung in der Galerie Krobath definiert der Chor nun abermals die Sicht auf das Setting: In der mittig platzierten kleinen Drehbühne stecken Wurfmesser. Gedacht sind diese für die sich ebenfalls drehende schwarz-weiße Spirale daneben, die unweigerlich an eine Manege und den Akt des Messerwerfens erinnert.

Vor dem Glittervorhang im Hintergrund des Raumes zeigt ein Filmstill den Frauenchor in neuer Aufmachung. Glänzende Langhaarperücken und rote Glamour-Outfits verdecken darauf zwar Teile der Frauengesichter; dennoch lassen die mit- und ineinander verschlungenen Körper erahnen, dass hier geknutscht wird. Daschner könnte das sehr viel direkter zeigen, so kommt aber ein wesentliches Kennzeichen der Neo-Burlesque zum Tragen. Die will weniger erotischer Animation dienen als einem geschlechtsspezifische Gesten und Rollen reflektierenden Amüsement.

Anstelle der burlesquen Diva ist es dieses Mal jedoch ein sich mit sich selbst vergnügender Chor, der den Blick auf die Spielwiese lesbischen Begehrens bestimmt - bespielt wird diese aber wohl erst im letzten Teil ihrer Filmtrilogie. (Christa Benzer / DER STANDARD; Printausgabe, 27.1.2011)