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Entfernter Verwandter: Während wir mit dem Schimpansen 99 Prozent unserer Erbsubstanz teilen, sind es bei Orang-Utans bloß 97 Prozent.

Foto: APA/dpa

Wien/London - Unter den heute lebenden Menschenaffen - Gorilla, Mensch, Schimpanse und Orang-Utan - ist der Orang-Utan der vom Menschen am weitesten entfernte Verwandte. Während die DNA von Schimpansen und Menschen zu 99 Prozent übereinstimmt, sind Menschen- und Orang-Utan-Erbgut nur zu 97 Prozent identisch, wie nun ein riesiges Forscherteam mit österreichischer Beteiligung (Carolin Kosiol von der VetMed Wien) im Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 469, S. 429) berichtet.

Die Tiere, deren Bezeichnung im Malaiischen "Waldmensch" bedeutet, kommen ausschließlich auf den südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo vor. Wie die von 30 Arbeitsgruppen aus neun Ländern durchgeführten DNA-Analysen zeigen, hat sich das Orang-Utan-Genom im Laufe der vergangenen 15 Millionen Jahre deutlich langsamer verändert als jenes von Menschen und Schimpansen, was deren evolutionäre Entwicklung beschleunigt haben könnte.

Vor allem aber fanden die Forscher heraus, dass sich die Sumatra- und Borneo-Orang-Utans vor etwa 400.000 Jahren in zwei Arten getrennt haben. Während die Menschenaffenart Mensch mittlerweile über sieben Milliarden-Exemplare zählt, gibt es vom Borneo-Orang-Utan nur noch rund 50.000 Tiere, vom akut bedrohten Sumatra-Orang-Utan gar nur mehr 7000.

Die für den Artenschutz gute Nachricht der Studie: Die Forscher fanden eine hohe genetische Diversität der Orang-Utans, und zwar sowohl auf Borneo als auch auf Sumatra. Trotz der viel kleineren Population unterscheiden sich die Tiere auf Sumatra überraschenderweise genetisch noch stärker voneinander als jene auf Borneo. Die große DNA-Diversität der Orang-Utans, speziell jener Sumatras, könnte sich deshalb als sehr wichtig für arterhaltende Maßnahmen erweisen.

"Doch jede noch so große genetische Diversität kann die Orang-Utans nicht retten, wenn ihr Lebensraum weiter zerstört wird", so der US-Populationsgenetiker Devin Locke, der Erstautor der neuen Studie. (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 27. 1. 2011)